Frage an Bernhard Goodwin von Silvia R. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Dr. Goodwin,
den obigen Thesen entnehme ich, dass Sie zur Gentechnik und Massentierhaltung eine neutrale Position haben, solange das Schnitzel billig bleibt. Daher meine Fragen:
Wie werden Sie sich für eine tierwohlorientierte und öklogisch sinnvolle Nutztierstrategie einsetzen?
Welche Gesetzesänderungen für den Umbau der Tierhaltung unterstützen Sie?
Wie stehen Sie zu einer verbindlichen, staatlichen Haltungskennzeichnung?
Unterstützen Sie ein Verbot von Reserveantibiotika in der Tierhaltung?
Beste Grüße
S. R.
Liebe Frau R.,
vielen Dank für Ihre kritische Nachfrage. Tatsächlich habe ich hier eine differenzierte Haltung. Die vorgegebene Bezeichnung "neutral" trifft es da nicht ganz.
Ich bin dafür das System der industrialisierten Massentierhaltung zu überwinden. Weil sie kaum tiergerecht sein kann. Weil sie die Umwelt (z.B. Gülle), die Gesundheit der Konsumenten aber auch der gesamten Gesellschaft (v.a. Antibiotika) gefährdet. Weil sie nachhaltige kleinbäuerliche Strukturen zerstört. Ich selbst esse seit über 20 Jahren kein Fleisch mehr.
Ich bin aber auch dafür, dass wir diese Umwandlung nicht einfach nach dem neoliberalen Paradigma umsetzen, das Angebot wird verknappt, der Rest regelt sich von alleine. Das bedeutet nämlich im Ergebnis, dass die reichen Menschen in diesem Land ihren Lebensstil gar nicht ändern müssen und die anderen zwangsvegetarisiert werden. Ich bin dafür, stattdessen eine nachhaltige und ökologische Landwirtschaft stärker zu fördern und nicht problematische Strukturen zu subventionieren.
Aus meiner Sicht kann man folgendes konkret tun: Wirksame Kontrollen einrichten, um Tierquälerei und Medikamentenmissbrauch zu unterbinden. Transparenz gewährleisten, damit die Verbraucherinnen und Verbraucher selbst entscheiden können, welche Produkte sie zu sich nehmen wollen. Dabei geht es auch um einen Transparenz bei Zutaten. Die Form der Subventionierung ändern. Weg vom reinen Flächenbezug hin zu der Unterstützung einer ökologischen und nachhaltigen Nutzung.
Tatsächlich macht mir als Wissenschaftler insbesondere der Einsatz von Antibiotika sorgen. Ich fürchte, wir züchten hier Krankheitserreger, die sich dann nicht mehr mit unseren Antibiotika bekämpfen lassen. Deswegen muss der Einsatz strickt auf die Krankheitsbekämpfung beschränkt werden und Reserveantibiotika von der Nutzung ausgeschlossen. Vielmehr müssen andere Maßnahmen zur Krankheitsvorsorge getroffen werden, wie eine weniger dichte und artgerechte Belegung der Ställe.
Herzliche Grüße
Bernhard Goodwin