Frage an Bernd Scheelen von Karl-Heinz R. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Scheelen,
Sie haben meine Frage nach dem Steinkohlekraftwerk beantwortet, das hat mich aber nicht überzeugt. Die Gesundheit der Bürger/Innen, und damit die der Wähler/Innen, zählt mehr, als ALLE Wirtschaftsinteressen. Die Krefelder Luft hat jetzt schon eine zu hohe Feinstaubbelastung. ich wohne z.B. auf dem Ostwall, d.h. mit hohen Schadstoffwerten. Arbeitsplatzbeschaffung ist kein Argument in dieser Diskussion, auf dem Sektor der erneuerbaren Energien entstanden und entstehen tausende von Arbeitsplätzen, Tendenz steigend. Ihr Argument, dass ja noch nicht genügend erneuerbare Energien vorhanden sind, finde ich zynisch: Wodurch denn bitte schön? Würde die eine Milliarde dort investiert, wären wir nämlich schon einen Schritt weiter damit. Meine Frage ist: Wie und wodurch setzen Sie sich für alternative Energie ein? Sie sprechen doch andauernd von ihr! Krefeld kann keine Modellstadt der Energienwende werden mit Kohle. Haben Sie den Mut, morgen mit NEIN zu stimmen? Bitte!
Grüße von Karl - Heinz Ramacher
Sehr geehrter Herr Ramacher,
beim Parteitag der SPD Krefeld am 8.10.2007 habe ich der Beschlussvorlage für ein 800-MW-Steinkohlekraftwerk zugestimmt. Ich werde Ihnen im Folgenden noch einmal kurz darlegen warum, ohne allerdings auf die Argumente, die ich Ihnen in meiner ersten Antwort genannt habe, noch einmal ausführlich einzugehen.
In Ihrem Brief stellen Sie Ökonomie und Ökologie, Arbeitsplätze und Gesundheit, fossile Energieträger und Erneuerbare Energien einander gegenüber. Ich bin jedoch der Überzeugung, dass es bei dieser Frage nicht darum geht, entweder ein Steinkohlekraftwerk zu bauen oder auf regenerative Energien zu setzen. Zum jetzigen Zeitpunkt müssen wir mit beiden Formen der Energiegewinnung arbeiten, da der Energiebedarf unserer Gesellschaft sehr hoch ist. Das gilt nicht nur für die Industrie, sondern auch für die meisten Bürger. Denn kaum jemand will auf die gewohnten Energieverbrauchsmengen verzichten oder höhere Strompreise bezahlen. Die Orte, an denen diese Energie produziert wird, sollen allerdings möglichst weit weg sein. Das ist das sogenannte „Nimby„(Not in my backyard)-Phänomen.
Ich setze darauf, dass wir durch den Einsatz modernster Kraftwerkstechnologie mit einem Wirkungsgrad von 57% unter Berücksichtigung vieler verschiedener Umweltauflagen die Versorgung Krefelds und des Chemieparks mit Energie derzeit am besten sicherstellen können. Gleichzeitig -und darin folge ich Ihrer Argumentation- müssen wir, wie in Meseberg geschehen, die regenerative Energieversorgung forcieren, damit wir den Ausstieg aus der Kernenergie energiepolitisch bewältigen, die Verwendung fossiler Energieträger zurückfahren und den Wirtschaftstandort Krefeld und Deutschland sichern können.
Die 7500 Arbeitsplätze im Chemiepark Uerdingen liegen mir am Herzen. Ich will alles tun, um den Wirtschaftsstandort zu erhalten und zum Wohl der Menschen in unserer Stadt auszubauen. Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass weder ein Gasturbinen-Kraftwerk, noch der verstärkte Ausbau regenerativer Energien aus verschiedenen Gründen den Standort Krefeld zum jetzigen Zeitpunkt langfristig sichern können.
Die SPD hat sich ihre Entscheidung für das geplante Kohlekraftwerk nicht leicht gemacht. Wir haben um eine sachgerechte Entscheidung gerungen und dabei intensiv die gesundheits-, umwelt-, standort- und wirtschaftspolitischen Fragen diskutiert und abgewogen. Letztlich hat sich eine knappe Mehrheit für ein 800-Megawatt-Kraftwerk entschieden. Unser Parteitagsbeschluss trägt den oben beschriebenen Überlegungen Rechnung.
Trianel und Bayer wollen ein großes Steinkohlekraftwerk bauen. Eine andere Investitionsanfrage liegt zurzeit nicht vor. Die SPD stimmt dieser Anfrage unter Bedingungen zu, mit denen Menschen und Umwelt geschützt werden. So fordern wir u.a., dass Förderanlagen und Bunker eingehaust werden, dass die zulässigen Emissionen deutlich unterschritten werden und eine Möglichkeit zur CO2-Abscheidung vorgesehen wird. Wir erwarten von den Betreibern, dass sie sich an diese Bedingungen halten.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Scheelen