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Bernd Scheelen
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Frage von Karl - Heinz R. •

Frage an Bernd Scheelen von Karl - Heinz R. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Scheelen!

Der geplante Bau eines Steinkohlekraftwerks auf dem Gelände von Bayer-Uerdingen, wurde durch einen Stadtratsbeschluß vorläufig gestoppt. Das war in meinen Augen eine mutige Entscheidung um die Gesundheit der Bevölkerung und Wähler zu schützen.
Die Befürworter des Bauplans scheint das nicht zu beeindrucken, sie werben mit Broschüren u.ä. für den Bau und suchen Verbündete.
Ist es richtig, dass auch Sie dieses Steinkohlekraftwerk bejahen? Der Europarat und Frau Bundeskanzlerin Merkel fordern mehr Klimaschutz, meinen Sie nicht, daß wir vor "unserer" Haustüre damit anfangen sollten?

Mit freundlichen Grüßen

Karl - Heinz Ramacher

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Ramacher,

die neuen Entwicklungen der Diskussion innerhalb der SPD um das Kohlekraftwerk haben Sie sicher den Zeitungen entnommen. Die Entscheidung von Partei und Fraktion vom März 2007, das auf dem Gelände des Bayer-Chemieparks geplante Kraftwerk abzulehnen, war richtig, weil vor dem Hintergrund der damaligen Informationen der Trianel Power Projektgesellschaft keine andere Entscheidung möglich war. Inzwischen hat die SPD Krefeld Informationsveranstaltungen durchgeführt, bei denen Vertreter von Bayer, Trianel und SWK, sowie von NUV, BUND und dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie ihre Standpunkte dargelegt haben.

Unser Ziel ist es, dass sich Stadt, SWK und BIS verpflichten, Krefeld gemeinsam zu einer Modellstadt für die „Energiewende“ zu entwickeln. Ziel dieser Energiewende muss es sein, in den nächsten zehn Jahren mindestens 10% des Krefelder Verbrauchs von Strom, Gas und Wärme durch regenerative Energien bzw. durch Kraft-Wärme-Kopplung zu decken. Außerdem muss es Ziel der Energiewende sein, die CO2 – Emissionen in Krefeld (Ausgangspunkt 2007) in den kommenden Dekaden um jeweils mindestens 10% zu senken.

Der Parteivorstand der sozialdemokratischen Partei Deutschlands hat in seinem Leitantrag für den Bundesparteitag klargestellt, dass eine Erneuerung des Kraftwerksparks in Deutschland überfällig ist und dass für einen Übergangszeitraum auf den Einsatz von Steinkohle nicht verzichtet werden kann. Die Bundesregierung hat in Meseberg die "Eckpunkte für ein integriertes Energie- und Klimaprogramm" beschlossen. Erster Punkt ist dort eine Verdopplung des Anteils von Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung auf 25 % bis 2020. Die neuen Fördermöglichkeiten für den Ausbau der Nah- und Fernwärmeversorgung bestanden im Frühjahr 2007 noch nicht und bieten neue Chancen für die klimafreundliche Energieversorgung Krefelds.

Alle energie- und klimapolitischen Szenarien gehen davon aus, dass wir auch im Jahr 2050 nicht ohne Steinkohlekraftwerke auskommen werden. Das gilt obwohl der Anteil regenerativer Energien deutlich ausgeweitet werden soll. Wenn das so ist, macht es meines Erachtens Sinn, alte Kraftwerke durch neue zu ersetzen, die eine deutlich bessere Umweltbilanz vorweisen.

Das auf dem Gelände der Bayer AG geplante Kraftwerk zeichnet sich dadurch aus, dass es ein Kraft-Wärme-Kopplungs-Kraftwerk ist. Es würde also nicht nur Strom erzeugt, sondern auch Wärme genutzt. Wärme, die ansonsten als Abwärme in die Atmosphäre gelangen würde.

Es sollen stündlich 300 t Dampf ausgekoppelt werden, die zur Herstellung von Makrolon unerlässlich sind. Diese Wärmeauskopplung geschieht 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr, also permanent. Dadurch erreicht dieses Kraftwerk statt der üblichen 45 % Wirkungsgrad die Effizienz von 57 %.

Wir möchten, dass dieser Wirkungsgrad durch zusätzliche Nutzung, z. B. für die Fernwärmeversorgung weiter erhöht wird. Das Kraftwerk böte die Möglichkeit, Krefeld zu einer Modellstadt für die Energiewende zu machen.

Die SPD-Krefeld wird sich am 8. Oktober auf einem Sonderparteitag in der Kraftwerksfrage abschließend positionieren.

Mit freundlichen Grüßen
Bernd Scheelen