Frage an Bernd Posselt von Hans Günther A. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Posselt,
ich habe mit Verwunderung gelesen, dass Sie "Ihre" Bundeskanzlerin Merkel kritisieren wegen ihrer Kritik an den letzten Entscheidungen des Papstes, vor allem hinsichtlich der Wiederaufnahme in die katholische Kirche des Bischofs Williamson, ein erklärter Holocaust-Leugner.
Ich halte es für die Pflicht der Bundeskanzlerin, hier zu reagieren und den Papst deutlich zu kritisieren. Gerade wir Deutschen mit unserer Geschichte müssen sehr sensibel mit bestimmten Themen umgehen, und der Holocaust gehört ganz bestimmt dazu. Die Entscheidung des Papstes ist eine hochpolitische und nicht nur eine innerkirchliche Angelegenheit.
Wie hätte denn Ihrer Meinung nach auf die päpstliche Entscheidung angemessen reagiert werden sollen?
Auf Unkenntnis des Papstes, der sicher ein hochintelligenter Mann ist, zu plädieren und als Entschuldigung gelten zu lassen, ist zu einfach, um aktzeptiert zu werden. Können Sie sich vorstellen, der Papst habe hochrangige Bischöfe wieder in den Schoß der Kirche zurückgeholt - und er habe nichts von denen gewusst? Also - mein gesunder Menschenverstand sagt mir, das kann eigentlich nicht sein.
Mit freundlichen Grüßen
Hans Günther Ashoff
Sehr geehrter Herr Ashoff,
im Falle der so genannten Piusbrüder hat der Papst zwar die schwerste Strafe, die es für einen Katholiken gibt, nämlich die Exkommunikation, aufgehoben, nicht aber die Suspendierung der illegal geweihten Priester und Bischöfe, die daher in der katholischen Kirche keinesfalls hochrangig sind und keinerlei bischöfliche Funktionen ausüben dürfen.
Dies ist ein komplizierter Prozeß innerhalb der katholischen Weltkirche, der nicht in die Zuständigkeit einer Bundeskanzlerin fällt, bloß weil der römische Papst zufällig gerade ein Bayer ist.
Was den Holocaust betrifft, so hat sich zu diesem Thema kaum jemand eindeutiger geäußert als der alte und der jetzige Papst.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Posselt MdEP