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Bernd Posselt
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Frage von Harald K. •

Frage an Bernd Posselt von Harald K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Posselt,

Danke für ihre schnelle Antwort.
Aber Muslime hat es in Europa ja auch, im alten Preußen gegeben.
Den Arabern haben wir ja auch viel zu verdanken.
Es ist immerhin sehr löblich, dass sie die Muslime zu unserer Gesellschaft zählen.
Sie haben sich gegen Kopftuchverbote, und gegen ein Minarettverbot ausgesprochen.
Halten sie an diesen Aussagen fest, oder hat sich ihre Meinung in dieser Hinsicht geändert?
Stimmen sie der Aussage des Bundespräsidenten, zu der gesagt hat, dass der Islam zu Deutschland gehört? Man kann ja nicht sagen der Islam gehört nicht zu Deutschland, gleichzeitig aber sagen, die Muslime gehören zu Deutschland. Wenn sich jemand dafür entscheidet, nach dem Islam zu leben dann kann man das nicht voneinander trennen.

Mit freundlichen Grüßen
Harald Klinksiek

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Klinksiek,

sicherlich gab es auch im alten Preußen oder auch in Bayern vereinzelte muslimische Einwanderergrüppchen. Der arabische Einfluß auf Europa im Mittelalter ist ebenfalls eine Tatsache, wenn er auch lediglich in Spanien mit dem Einfluß des Islam verbunden war. In der Habsburger Monarchie, aus der meine sudetendeutschen und steirischen Vorfahren stammen, schuf der katholische Kaiser Franz Joseph nach der Eingliederung Bosniens das erste moderne Moslem-Gesetz Europas, das den Muslimen den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechtes zuwies. Es gab k.u.k. Heeres-Imame und k.u.k. Heeres-Muftis. Im modernen Europa besitzen drei mehrheitlich muslimische Länder, wie Bosnien-Herzegowina, Albanien und Kosovo eindeutig europäischen Charakter, weshalb ich ihre EU-Beitrittsperspektive anders als die der nicht-europäischen Türkei (würde die EU überdehnen) massiv unterstütze.

Auf alle Fälle bin ich kein Islam-Gegner, sondern seit Jahrzehnten aktiv im christlich-islamischen Dialog. Ich glaube aber, daß wir an unserer europäischen Mehrheitskultur, die vor allem von Christentum, griechischer Philosophie und Römischem Recht geprägt ist, festhalten sollten, ohne die traditionellen muslimischen Volksgruppen in Europa, die muslimischen Einwanderer oder auch die muslimischen Nachbarn Europas zu diskriminieren. Meine Erfahrung in Jahrzehnten interkultureller Begegnungen ist aber, daß man das Gespräch mit Menschen anderer Kulturen und Religionen viel erfolgreicher führen kann, wenn man fest auf dem Boden der eigenen Kultur und Religion steht.

Kopftuch-Verbote und Minarett-Verbote habe ich als Katholik in Übereistimmung mit Papst und Kirche immer abgelehnt und bleibe dabei - kritisch sehe ich lediglich Total-Verschleierungen, noch dazu, wenn sie erzwungen sind, und auch über die Standorte von Moscheen sollte man ebenso sachlich diskutieren können, wie über deren Gestaltung oder die Frage des Muezzins. Auch äußerlich sollte die christliche Grundprägung unseres Gemeinwesens, die seit Spätantike und Mittelalter gegeben ist, sichtbar bleiben, ohne die Muslime in irgendwelche Hinterhöfe oder Industriegebiete abzudrängen. Das alles ist eine Frage von Augenmaß und Vernunft und man sollte mehr mit einander reden als über einander.

Mit der Debatte, was zu Deutschland gehört und was nicht, kann ich ehrlich gesagt wenig anfangen, weil sie mir zu plakativ ist. Mir ist vor allem wichtig, daß Deutschland seine europäische Orientierung, zu der maßgeblich seine christlich geprägte Kultur beiträgt, und seine föderalistische Vielfalt nicht verliert.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Bernd Posselt MdEP