Frage an Bernd Posselt von Harald K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Posselt,
Wie bewerten sie die Sarrazindebatte?
Wie bewerten sie die Aussage von Herrn Seehofer, dass weitere Zuwanderung
aus Ländern wie der Türkei verhindert werden soll?
Sind sie auch der Meinung, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört?
Die Antwort würde mich interessieren.
Sehr geehrter Herr Klinksiek,
von den meisten Aussagen von Herrn Sarrazin, insbesondere von seinem Biologismus, aber auch von seinen familienpolitischen Ansätzen halte ich nichts. Dessen ungeachtet hat er einige Themen angeschnitten, die die Menschen offenbar sehr bewegen und die diskutiert werden müssen.
Diesen Debatten müssen auch wir Politiker uns verstärkt stellen.
Was die Zuwanderung aus der Türkei und anderen nichteuropäischen Ländern nach Europa betrifft, die Horst Seehofer thematisiert hat, so kann sie zweifellos nicht im bisherigen Umfang weitergehen. Bei meiner Geburt 1956 gab es in Deutschland 500 Türken, heute sind es mehr als 3 Millionen. Keine Gesellschaft kann solche Umwälzungen in solchem Tempo verkraften. Deshalb müssen wir die Zuwanderung auf ein Minimum reduzieren und gleichzeitig versuchen, die Menschen, die hier sind, so gut wie möglich zu integrieren.
Die europäische Kultur ist einschließlich ihrer großen deutschen Facette vor allem vom Christentum mit seinen jüdischen Wurzeln, von der griechischen Philosophie und vom römischen Recht geprägt. Hinzu kommen die geschichtlichen und geistesgeschichtlichen Entwicklungen vom Mittelalter über die Aufklärung bis hin zur Gegenwart. Deshalb kann ich mir durchaus die Formulierung unseres neuen Bundesinnenministers zu eigen machen, daß der Islam nicht zur deutschen Tradition gehört, daß aber die bei uns lebenden Muslime selbstverständlich zu unserer Gesellschaft zählen und in diese möglichst fruchtbar und harmonisch einbezogen werden müssen. Dies wird aber nur gelingen, wenn wir die tatsächlich vorhandenen Probleme auf diesem Gebiet weder leugnen noch verdrängen.
Mit den herzlichsten Grüßen
Ihr Bernd Posselt MdEP