Frage an Bernd Althusmann von Bernd B. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Dr. Althusmann,
nach einigen kurzen Begegnungen freue ich mich, mit Ihnen auf diesem Weg kommunizieren zu dürfen.
Zur Sache: Nach meiner Meinung sind die Erziehungsberechtigten (besser "-verpflichteten") für das Lernen für`s Leben zu 75 % zuständig, die Schulen zu 25 %. Für das Lernen für Bildung, Wissen, Kennt-nisse und Berufschancen sind die Schulen zu 80 % zuständig, die Erziehungsverpflichteten zu 20 %. Teilen Sie meine Ansicht?
Es sollte daher mehr Schwergewicht auf naturwissenschaftliche Fächer gelegt werden! Nach Fotos aus unserer LZ über Absolventen des Studium für das Lehramt scheinen Frauen zu 90 % das Feld zu besetzen. Erstens brauchen - insbes. männliche - Schüler mehr männliche Lehrer. Zweitens muten sich Frauen nur begrenzt eine Affinität für naturwiss. Fächer zu. Damit schließt sich der Kreis. Kann man nicht beiden Problemen/Defiziten begegnen, indem man bei der Bereitstelllung von Studienplätzen (Lehr-amt) mit einer fächerbezogenen Vor-Selektion zugunsten naturwiss. Fächer neue gewünschte Effekte erreicht? Übrigens: Auch Nachhaltigkeit und Ökologie haben viel mit Naturwissenschaften zu tun!
Mit freundlichen Grüßen
B. Blömeling
Sehr geehrter Herr Blömeling,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich Ihnen sehr gerne beantworten möchte.
Bildung und Erziehung sind wichtige Bestandteile für den Bildungserfolg jedes Einzelnen. In den vergangenen Jahren ist durch Veränderungen in Familienstrukturen, der Arbeitswelt und der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Bedarf an frühkindlicher Bildung und Betreuung stetig gewachsen. Dieser Aufgabe habe ich mich als Kultusminister in dem Bewusstsein gestellt, dass Krippen und Kitaplätze sowie Tageseltern die Familien unterstützen, ihnen jedoch nicht die Verantwortung für die Erziehung der Kinder abnehmen können oder sollen.
Unabhängig von der Begabung wollen wir jedem Kind und jedem Jugendlichen beste Bildungschancen sichern und diese weiter ausbauen. Wir beginnen hier mit der frühkindlichen Bildung in den Krippen und Kindertagesstätten, setzen auf einen fliessenden Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule wie in unserem Modellprojekt "Grundschule und Kita unter einem Dach", um dann den weiteren Bildungserfolg in unseren berufsorientierten Oberschulen, den exzellenten Gymnasien oder auch unseren gut arbeitenden Haupt- und Realschulen zu verfestigen. Niedersachsen setzt auf viele verschiedene Bildungswege, die sich an die individuellen Begabungen jedes Einzelnen anpassen. Passgenaue Bildung ist hierbei unser Motto.
Wir sorgen aber nicht nur dafür, dass die Bedingungen hervorragend bleiben, sondern wollen durch Qualitätsentwicklung steigende Absolventenquoten, besonders in den MINT-Studiengängen, mit denen dem steigenden Fachkräftebedarf in naturwissenschaftlich-technischen Berufen begegnet werden soll, erreichen. Um die Abbrecherquoten zu senken, können Tutorien- und Mentorenprogramme sowie Vorkurse einen Beitrag leisten. Das begonnene, bundesweit beispielgebende Projekt Niedersachsen-Technikum, bei dem landesweit Hochschulen mit Unternehmen kooperieren und durch das mehr junge Frauen für ein Studium der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) begeistert werden sollen, werden wir weiter ausbauen. Um junge Menschen für naturwissenschaftlich-technische Berufe zu interessieren, wird die erfolgreiche IdeenExpo in Hannover fortgesetzt. Die IdeenExpo leistet seit 2007 einen Beitrag, Jugendliche für technische Berufe zu begeistern. Die stetig steigende Zahl der Besucher und Aussteller bestätigt dies eindrucksvoll. Die IdeenExpo hat sich zum Alleinstellungsmerkmal für Niedersachsen entwickelt. Wir werden die IdeenExpo auch in den kommenden Jahren als Werbeplattform für technische Berufsbilder weiter finanziell und organisatorisch unterstützen. Die nächste IdeenExpo findet vom 24. August bis zum 1. September 2013 in Hannover statt.
Für Lehramtsstudenten in Mangelfächern, insbesondere in MINT-Fächern, die in Niedersachsen Lehrkräfte werden wollen, legen wir ein Stipendienprogramm in Höhe von 300 Euro pro Semester auf. Das Ziel ist, dass in diesen Bereichen zukünftig Lehrer zur Verfügung stehen und alle Unterrichtsstunden nach der Stundentafel erteilt werden. Mit dieser Maßnahme wollen wir erreichen, dass mehr junge Menschen in diesen Bereichen studieren. Studenten, die ein Stipendium erhalten, verpflichten sich nach erfolgreichem Abschluss der zweiten Phase der Ausbildung für drei Jahre an niedersächsischen Schulen zum Unterricht. Nur über gut ausgebildete und engagierte Lehrkräfte werden wir das Interesse unserer Kinder auch an diesen Fächern wecken.
Gerne stehe ich Ihnen auch für weitere Fragen zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bernd Althusmann