Wie werden Sie bei der Frage nach der Impfpflicht abstimmen ?

Sehr geehrter Herr. B.

vielen Dank für Ihre Zuschrift, die ich im Folgenden gern beantworte.

Doch zunächst entschuldigen Sie bitte meine späte Rückmeldung. Momentan gibt es sehr viel zu tun, weswegen ich die vielen Schreiben an mich leider nicht so schnell beantworten kann, wie ich es gerne würde

Für mich ist das Impfen nicht nur eine Frage der Vernunft, sondern auch eine des Respekts gegenüber den Menschen, die seit fast zwei Jahren - oft über ihre Kräfte hinaus - in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen arbeiten, um Menschenleben zu retten. Und es ist eine Frage der Solidarität mit all jenen, die unter den Folgen der Corona-Pandemie besonders leiden: unsere Kinder und Jugendlichen und all jene Berufsgruppen, die in der Pandemie nicht etwa im Home-Office arbeiten konnten, sondern unsere Gesellschaft „am Laufen“ hielten wie z.B. die Menschen im Einzelhandel, die LKW- und Busfahrer und -fahrerinnen, die Pflege- und Reinigungskräfte, die Pädagogen in Krippen, Kitas, Schulen und Einrichtungen für Menschen mit Handicap.

Wer sich impfen lässt, beweist auch mit denjenigen Solidarität, die durch die Pandemie ihre Berufe nicht ausüben konnten und es möglicherweise wegen neuer Mutationsvarianten wieder nicht können werden. Auch diesen Berufsgruppen hilft in Wahrheit nur eine massiv steigende Bereitschaft der Menschen sich impfen zu lassen. Nach nun gut zwei Jahren Pandemie ist es nicht mehr vertretbar, dass ein Großteil der Bevölkerung noch immer unter derlei Maßnahmen leiden muss, obwohl dies vermeidbar wäre.

Nicht zuletzt sollte unsere Solidarität auch gegenüber den Menschen gelten, die sich aufgrund von Allergien oder Vorerkrankungen nicht impfen lassen können. Infolge des dadurch erhöhten Risikos eines schweren oder tödlichen Krankheitsverlaufs, sind die Betroffenen seit Beginn der Pandemie genötigt, sich noch stärker zu isolieren. Auch diese Menschen haben ein Recht auf gesellschaftliche Teilhabe, welche für sie, bei der derzeitigen Impflücke, leider noch immer mit erheblichen Risiken verbunden ist.

Da sich leider nicht abzeichnet, dass wir die Impflücken schließen können, muss eine allgemeine Impfpflicht in Erwägung gezogen werden. Wir wollen die Freiheit aller erhalten und unsere Gesellschaft vor weiteren schweren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Schäden bewahren. Nicht zuletzt muss sich eine Gesellschaft auch immer daran messen lassen, wie Sie ihre Schwächsten behandelt.

Ich hoffe, das beantwortet Ihre Frage. Bei weiteren Anliegen stehe ich natürlich gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Bengt Bergt