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Bengt Bergt
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Frage von Ralf N. •

LNG Terminal Rügen, wieso?

Hallo Herr Bergt,

wieso sind Sie so sehr für LNG und den Standort Rügen?

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Sehr geehrter Herr N.,

vielen Dank für Ihre Frage.

600.000 bis 700.000 Gigawattstunden Gas verbrauchen Industrie, Gewerbe und private Haushalte etwa pro Jahr in Deutschland. Nach und nach werden wir den Bedarf an fossilen Energieträgern senken. Bis dahin bleibt Erdgas wichtig, vor allem für Verarbeitungsprozesse in Unternehmen und für Haushalte zum Heizen. Die ausbleibenden russischen Gaslieferungen müssen wir ersetzen, sonst bleiben Wohnungen kalt und Betriebe können nicht produzieren. Zu einem großen Teil konnten wir das russische Gas bereits ersetzen. Wichtigster Partner ist Norwegen. Pipeline-gebundenes Gas allein wird aber nicht ausreichen.

Wir haben deshalb LNG-Kapazitäten an der norddeutschen Küste geschaffen, in Brunsbüttel, Lubmin und Wilhelmshaven, Stade wird folgen. Parallel haben wir zusätzliche Abnahmeverträge geschlossen. Wir rüsten uns so für die kommenden Winter, die möglicherweise nicht so mild verlaufen wie der letzte. Das vergangene Jahr hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, die Energieversorgung auf breite Beine zu stellen, um Abhängigkeiten möglichst klein zu halten. Um sicher durch einen sehr kalten Winter zu kommen - damit müssen wir rechnen - , brauchen wir neben den genannten Kapazitäten weitere Möglichkeiten für den LNG-Import.

Hier geht es insbesondere um Energiesicherheit für Ostdeutschland. Ein zusätzlicher Standort an der ostdeutschen Küste böte die Möglichkeit, Gas über Lubmin in das ostdeutsche Netz einzuspeisen. Diese Möglichkeit haben wir - mangels entsprechender Pipelines - im Westen nicht, sprich: Gas ließe sich nicht einfach von West nach Ost transportieren. Auch Staaten in Ost- und Südeuropa, die zum Teil noch Gas aus Russland beziehen, könnten wir zur Seite stehen, sollte Putin das Gas abstellen. Es geht also um Versorgungssicherheit über deutsche Grenzen hinaus, um europäische Solidarität im "worst case".

Hier kommt der mögliche Standort in Mukran auf Rügen ins Spiel. Der Mukraner Hafen bietet zwei große Vorteile: Er ist nahe Lubmin gelegen, wo es entsprechende Pipeline-Infrastruktur gibt, die wir nutzen können. Außerdem handelt es sich um einen Industriehafen. Wir können also auf eine bestehende Infrastruktur aufbauen. Gleichzeitig könnten wir eine nachhaltige Perspektive für den Hafen schaffen: Denn die LNG-Infrastruktur böte die Chance für den künftigen Import von "grünem Wasserstoff". Wir schaffen also Wertschöpfung, die Perspektiven auch für Beschäftigte schafft. "Grüner", also aus erneuerbarer Energie gewonnener Wasserstoff wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen, insbesondere für die Industrie, aber auch im Verkehrssektor.

Immer wieder wird auch ein alternativer LNG-Standort mehrere Kilometer vor der Küste auf See diskutiert. Diesen Vorschlag halte ich für unseriös, weil er technisch nicht erprobt und aller Voraussicht nach nicht machbar ist - schon gar nicht in so kurzer Zeit wie wir das zusätzliche Gas möglicherweise benötigen, nämlich im kommenden Winter.

Darüber hinaus verweise ich gerne an meine Reden, die ich zu diesem Thema im Deutschen Bundestag gehalten habe:

https://www.bundestag.de/mediathek?videoid=7555411#url=L21lZGlhdGhla292ZXJsYXk/dmlkZW9pZD03NTU1NDEx&mod=mediathek

https://www.bundestag.de/mediathek?videoid=7556296#url=L21lZGlhdGhla292ZXJsYXk/dmlkZW9pZD03NTU2Mjk2&mod=mediathek

Wenn Sie noch weitere Fragen haben, wenden Sie sich gerne an mein Team oder an mich unter bengt.bergt.wk@bundestag.de oder bengt.bergt@bundestag.de.

Beste Grüße

Bengt Bergt

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