Frage an Beate Weinbrecht von Antje S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Weinbrecht,
was muß sich im baden-württembergischen Schulsystem verbessern?
Sehr geehrte Frau Schulz,
ich bedanke mich für Ihr Interesse und beantworte Ihre Frage natürlich gerne.
Bei uns in der Rheintalebene in BW ist man auf die Idee gekommen, als erste Fremdsprache Französisch zu unterrichten. Diese Entscheidung erfolgte für alle Schulen mit maximaler Entfernung von ca. 20 km zur Grenze. Begründet wurde es mit der Nachbarschaft zu Frankreich und einem guten Verhältnis zu demselben. Vernachlässigt wurde meiner Meinung nach dabei die Tatsache, dass die Schüler, die aus dieser 20-km-Schiene wegziehen oder in diese hineinziehen, große Schwierigkeiten haben, den Stoff der nicht erlernten Fremdsprache nach- bzw. aufzuholen.
Der Beamtenstatus der Lehrkräfte sollte aufgehoben werden. Der Leistungsquotient der Lehrkraft wird durch den Bildungsstatus der Klasse definiert und zur Fortführung der Lehrmaßnahmen dieser Lehrkraft für das nachfolgende Schuljahr herangezogen. Diese Maßnahme fände jährlich statt. Dadurch hätte ein jeder Lehrer großes Interesse daran, jeden einzelnen Schüler zu fördern.
Zusätzliche Förderungsmaßnahmen im Bereich Kunst und Musik, Kreativität und Forschung sind obligatorisch und sollten so ausgelegt sein, dass jeder Schüler es als selbstverständlich ansieht, daran teilnehmen zu dürfen.
Die Grundschulzeit zu verlängern, wäre auch eine Möglichkeit, die ich befürworten würde. Andererseits tut es manchen Kindern gut, wenn sie schon am Ende der 4. Klasse die Möglichkeit haben, auf regulärem Wege eine neue Klassengemeinschaft kennen zu lernen und sich in ein neues schulisches Umfeld einpassen können. Dies zeigt mir die Erfahrung als Mutter von vier Kindern.
Man sollte auch definitiv schon im Kindergarten mit individueller Förderung beginnen. In Baden-Baden z. Bsp. wurde bei den Schuleingangsuntersuchungen festgestellt, dass sich bei ca. einem Drittel der Kinder mit 4 Jahren massive sprachliche Defizite herausgestellt haben, wobei das nicht nur die Kinder mit Migrationshintergrund betrifft, auch bei deutschsprachigen Kindern wurde großer Förderbedarf festgestellt. Das Ziel dieser Förderung sollte es sein, dass die Kinder, wenn sie in die Schule kommen, dem Unterricht folgen können und es nicht an reinem Verständnis hapert. Die Zeit, solche Versäumnisse aufzuholen, fehlt dann am regulären Unterricht.
Ziel des Bildungssystems sollte es sein, dass jedes Kind die Möglichkeit hat, eine vernünftige fundierte Ausbildung zu erlangen. Schulabbrecher sollten sozial besser betreut werden, das Interesse daran, eine Ausbildung abzuschließen, müsste gefördert werden.
Im Grunde beginnt Bildung schon im Elternhaus. Die Eltern sollten ein Interesse daran haben, den Kindern die Grundlagen für Schulbildung schon von zu Hause aus mitzugeben, dazu gehört meines Erachtens in erster Linie die Kenntnis der deutschen Sprache, dazu noch das Interesse, in den Kindern die Lust am Lernen zu wecken und aufrecht zu erhalten. Wenn Kinder merken, dass ihre Eltern Interesse haben an dem, was sie tun, sind sie auch bereit, sich mit allem Ehrgeiz dieser Sache zuzuwenden.
Dem Übel sollte an die Wurzel gegangen werden, Symptombekämpfung muss der Vergangenheit angehören.
Ich grüße Sie herzlich und machen Sie Ihr Kreuzchen an der richtigen Stelle :-)
Ihre Beate Weinbrecht