Nachfrage: Abwägung zwischen menschlichem und tierischem Leben. Darf man Tiere töten, wenn es nötig ist, um menschliches Leben zu retten? Wie ist es mit fahrlässiger Tötung?
Sehr geehrte Frau Schwarz,
vielen Dank für Ihre Antwort auf meine Frage mit der Motte.
Wie bewerten Sie es, wenn ich aus Versehen auf eine Ameise trete und sie damit verletze oder töte? Bei Menschen wäre das fahrlässige Tötung.
Folgende Geschichte bekam ich vor Jahren erzählt: Ein Mensch war lebensgefährlich verletzt (übrigens von einer Feuerqualle) und musste schnellstmöglich ins Krankenhaus. Die Straße war von der Sonne gewärmt und es saßen sehr viele Kaninchen darauf um die Wärme zu genießen. Der Freund des Verletzten hat darauf keine Rücksicht genommen, sondern ist so schnell wie möglich mit ihm ins Krankenhaus gefahren. Dabei sind sehr viele Kaninchen zu Tode gekommen. Der Fahrer fand das zwar schrecklich, hat es aber in Kauf genommen. Wie ist dieser Fall in Ihren Augen (in einer idealen Gesellschaft) juristisch zu bewerten?
Zusatzfrage: Auch Pflanzen und Pilze sind Lebewesen. Dürfen wir sie essen oder für andere Zwecke schädigen (z.B. für Brenn- oder Bauholz)?
MfG
EM
Hallo nochmal Herr M.,
ich sehe, mein Statement im EU-Wahlprogramm 2024 der Tierschutzpartei hat zum Nachdenken angeregt.
Meine Antwort auf Ihre Fragen kennen Sie längst, ich lehne es ab, zwischen dem Leid von empfindungsfähigen Tieren und Menschen zu unterscheiden. Leid gilt es, wenn irgendwie möglich, durch Achtsamkeit und Konsequenz zu vermeiden und zu verhindern. Tier-Rechtler, Ethiker, Philosophen, Verhaltensforscher und Juristen haben mit diesem großen Themenfeld schon Bücher gefüllt: Ich sehe von dem Versuch ab, an dieser Stelle eine Kurzfassung abzugeben.
Vorsätzlich hervorgerufenes Leid ist intolerabel und ein Verbrechen - völlig unabhängig davon, ob Gesetze, die dazu dienen menschlichen Egoismus zu befriedigen, (Profit-)Gier und/oder Bosheit, dies in unserer nur angeblich zivilisierten Gesellschaft tolerieren.
Den inakzeptablen Mißbrauch von Tieren, allen Tieren zu beenden, dafür trete ich ein: Jedes Tier hat das Recht, sein Leben zu leben, ohne durch Menschenhand zu leiden.