Barbara Moritz
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Brigitta B. •

Frage an Barbara Moritz von Brigitta B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Liebe Frau Moritz,

Da ich bei Terre des Femmes aktiv und Mitglied des peri eV bin interessiert mich das Thema "Hilfe für Mädchen und Frauen bei der Überwindung patriarchalischer Strukturen" (Stichworte Zwangsheirat, Selbstverwirklichung) besonders. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass es in Köln und Umgebung keine Möglichkeit der Unterbringung für geflohene Mädchen außerhalb von Frauenhäusern oder Privatleuten gibt. Frauenhäuser sind auf die speziellen Bedürfnisse der Mädchen und Frauen aus diesen patriarchalischen Kulturen nicht eingerichtet; Privatleute sind von der Situation im Regelfall überfordert. Die Folge ist, dass -lt. Terre des Femmes- 80% der Mädchen wieder zu ihren Familien und in eine Gewaltstruktur zurückkehren.

Werden sich die Grünen dafür einsetzen, Mädchen, die vor ihren Familien fliehen müssen, ernsthaft zu unterstützen? Wenn ja, wie?

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Liebe Frau Biehl,

zunächst entschuldige ich mich bei Ihnen für meine späte Antwort.
Osterferien und Umzug unseres Fraktions-Büros haben diese Verzögerung leider mit sich gebracht.

Nun antworte ich Ihnen aber hoffentlich um so ausführlicher.

Wir haben in Köln und Umgebung keine Zufluchtstätte ausschließlich für Mädchen mit Migrationshintergrund. Es gibt in Köln das Reichenspergerhaus in Trägerschaft des SKF, das als Zuflucht generell weibliche Jugendliche aufnimmt.
Alle Angebote an Mädchen und junge Frauen müssen interkulturell und entsprechend auf kulturelle Besonderheiten eingestellt sein.
Dies gilt also sowohl für Orte, die Mädchen und Frauen aufnehmen als auch für niedrigschwellige Angebote.
Angebote für Töchter, die in ihren Familien nicht gefördert werden, die dort benachteiligt werden und Gewalt oder sonstiger Unterdrückung ausgesetzt sind, müssen sehr früh ansetzen und niedrigschwellig sein! Ein gutes Beispiel ist das Freizeit- und Bildungsangebot im Interkulturellen Mädchentreff von "Lobby für Mädchen" (Mädchenhaus Köln) nebst Mädchenberatung, der mittelfristig zu einem rechtsrheinischen Interkulturellen Mädchenzentrum mit erweiterten Hilfeangeboten ausgebaut werden soll.

Bündnis 90/Die Grünen in Köln- und selbstverständlich ich als Fraktionsvorsitzende- unterstützt Hilfeangebote wie z.B. das oben erwähnte von Lobby für Mädchen, die zwar nicht Unterbringung beinhalten, aber enge Begleitung von Mädchen und jungen Frauen, die mit den von Ihnen genannten Problemen konfrontiert sind. Die Stärkung und den Ausbau interkultureller Mädchenarbeit haben wir u.a. in unserem Koalitionsvertrag mit der SPD verankert.

Für viele Mädchen und Frauen ist es äußerst schwierig, sich aus den vertrauten Strukturen zu lösen, auch wenn die mit diesen Strukturen und den Akteuren verbundene Not sehr groß ist.
Der Entscheidungsfindungsprozess für Mädchen und junge Frauen mit Zuwanderungshintergrund ist noch schwieriger und wechselvoller. Er muss sehr früh aufgefangen und begleitet werden.

Die (manchmal wiederholte) Rückkehr zur Familie, ist vor allem auch Ausdruck für die immense Komplexität des Themas. Die Notwendikeit der frühen und kompetenten Begleitung liegt auf der Hand.

Zusammengefasst unterstütze ich- und das deckt sich mit den Programmen der GRÜNEN auf allen Ebenen- den Ausbau
- der Interventionsstellen gegen Gewalt,
- der Plätze zur kurz- oder längerfristigen Unterbringung von bedrohten Mädchen und Frauen
- der Frauen- und Mädchenprojekte, insbesondere der Beratungsstellen und Mädchentreffs
unter den oben beschriebenen Voraussetzungen, d.h. als interkulturelle Angebote.

Mit freundlichen Grüßen

Barbara Moritz
Landtagskandidatin