Frage an Axel Wilke von Hans-Günter G. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Dr. Axel Wilke,
lieber Axel,
es ist schön zu lesen, dass auch bei Dir ein Denkprozess stattgefunden hat und auch Du die angebliche 100%-ige Reaktorsicherheit nun in Frage stellst. Ob es tatsächlich ein Läuterungsprozess war oder der Zwang der Japanischen Ereignisse kurz vor den Wahlen, sei dahingestellt. Dass Du die Kernkraft immer noch als "Brückentechnologie" bezeichnest, macht mich dahingehend skeptisch.
Eine Brückentechnologie müsste Eigenschaften aufweisen, die man bei der Kernkraft nicht findet. Sie müsste vor allem bei Energieschwankungen kurzfristig abgeschaltet, bzw. je nach Bedarf auch wieder kurzfristig ins Netz geschaltet werden können. Beides kann die Kernkraft nicht und ist somit als "Brückentechnologie" völlig ungeeignet. Hier wären z. B. Gaskraftwerke viel effizienter einsetzbar.
Doch meine Frage, ob Du gegebenenfalls gegen Deine Partei stimmen würdest, wenn nach den Wahlen beschlossen werden sollte, dass die abgeschalteten AKWs wieder ans Netz dürfen, hast Du mir nicht beantwortet. Könntest Du dies nachholen?
Wenn Du zu der Erkenntnis gekommen bist, dass man bei der Atomtechnologie ein unverantwortbares Restrisiko nicht ausschließen und die Entsorgung des tödlich strahlenden Mülls in absehbarer Zeit nicht gewährleistet werden kann, müsstest Du dann nicht aus Verantwortung und aus christlicher Achtung vor der Schöpfung, für die schnellstmögliche Abschaltung sämtlicher Atomreaktoren plädieren?
Könntest Du nicht innerhalb Deiner Partei versuchen, eine Mehrheit für die Wünsche der Bürger und gegen die Profitgier der Kraftwerkbetreiber zu organisieren?
Schöne Grüße
Hans-Günter Glaser
Lieber Hans-Günter Glaser,
Unter Brückentechnologie verstehe ich, daß uns dieser Weg der Stromerzeugung hilft, solange für eine sichere Stromversorgung in Deutschland zu sorgen, bis der Grundbedarf an Elektrizität, den dieses Land und seine Menschen nun mal haben, aus sich erneuernden Quellen gedeckt werden kann. Davon sind wir noch deutlich entfernt. Deshalb fordern ja auch SPD und GRÜNE nicht das sofortige Ende der Produktion von Strom aus Kernenergie. Die Bemühungen um die erneuerbaren Energien müssen nun auch republikweit noch mehr verstärkt werden. Wir in Speyer sind da ja schon weit vor der Katastrophe mutig vorangegangen und haben im Stadtrat auf CDU-Initiative das Ziel verabschiedet, daß bis 2030 so viel Strom regenerativ erzeugt werden soll, wie in Speyer benötigt wird. Bis 2040 soll dasselbe Ziel für die Wärmeversorgung erreicht werden.
Zu der Frage nach meinem etwaigen Abstimmungsverhalten: die Frage ist zunächst einmal deshalb theoretisch, weil über diese Frage nur auf Bundesebene entschieden wird, nicht im Landtag. Zweitens: selbst wenn sie auf Landesebene gestellt würde, so ist nach den öffentlichen Äußerungen von Julia Klöckner und Christian Baldauf klar, daß für die ganze Landes-CDU die sieben alten Kraftwerke keine Zukunft haben. Auch deshalb wird es den von Dir als möglich unterstellten Meinungsunterschied zwischen mir und meiner Partei nicht geben.
Mit freundlichem Gruß,
Axel Wilke