Frage an Axel Troost von Georg W. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Troost,
Im Zuge der Finanzkrise hört man leider nichts zum Thema nachhaltiges Geldsystem. Aus einer Broschüre der deutschen Bundesbank entnehme ich zum Thema Geldschöpfung (-entstehung): "Hauptquelle der Geldschöpfung ist heute die Kreditgewährung der Geschäftsbanken (aktive Geldschöpfung): Dem Kreditnehmer wird ein Sichtguthaben (Sichteinlagen) in Höhe des aufgenommenen Kredites eingeräumt, wodurch die gesamtwirtschaftliche Geldmenge unmittelbar steigt." ( http://www.bundesbank.de/download/bildung/geld_sec2/geld2_09.pdf - Punkt "Geldschöpfung")
Das bedeutet unser Geld (auch ihr Einkommen) besteht nur in Form von Kreditschulden bei privaten Geschäftsbanken. Allerdings wird nur der Zahlbetrag geschaffen, nicht die Zinsen. Diese können nur durch weitere Kredite bezahlt werden. Auf Anfrage schreibt mir die deutsche Bundesbank: "Ohne eine Ausweitung der Geldmenge auf dem Kreditweg kann kein Zins gezahlt werden."
Dadurch stehen wir in einem exponentiellen Verschuldungszwang der sicher immer wieder in Krisen manifestieren muß. Wofür? Für private Geldinstitute die dieses Geld aus dem Nichts schaffen dürfen.
In diesem System ist es von der Politik unredlich, von Schuldenabbau zu reden. Sollte der Staat seine Schulden größer als 1,5 Billionen Euro tilgen, würde diese Summe dem Wirtschaftschaftskreislauf entzogen. Die Folgen kann man sich vorstellen.
Weiterhin sind damit sämtliche Umverteilungspläne (Steuern rauf/runter usw.) der Parteien obselet, da sie ja nur Kreditschulden umverteilen können, die Zinseszinsmaschine im Hintergrund läuft jedoch weiter und frisst immer mehr des BIP.
Warum wird diese Problematik nicht diskutiert?
Mit freundlichen Grüßen
Georg Windisch
Sehr geehrter Herr Windisch,
in der Tat ist es so, dass Geldschöpfung über Kredit erfolgt und - richtig eingesetzt - zu Wirtschaftswachstum beiträgt. Fließen Kredite an produktive Unternehmen oder in Bildung, Gesundheit und energieeffiziente Gebäude, dienen diese Investitionen einem (sozial-ökologischen) Wirtschaftswachstum: Arbeitsplätze entstehen, Auftragsbücher werden gefüllt. Die Steuereinnahmen steigen und können für Zins und Tilgung eingesetzt werden: Wenn der Staat mit seinen Schulden Wachstum schafft, bekommt er mehr, als er eingesetzt hat.
Künftige Generationen erben die sanierten Schulen, die Kanalisation, das Verkehrsnetz usw. Blockieren wir hingegen notwendige Investitionen, hinterlassen wir ein löcheriges Wassersystem, das wertvolles Wasser verliert. Auch unsanierte Schulen und Krankenhäuser verbrauchen ein Vielfaches an Energie als nötig.
Anders als im Einzelhaushalt bilden Schulden volkswirtschaftlich einen festen Bestandteil im Wirtschaftskreislauf: Sie sind die Kehrseite des Sparens bzw. der Vermögensbildung. - Wenn öffentliche Haushalte sich verschulden, fließen die Zinsen und Ausschüttungen an private Haushalte oder auch Versicherungen, die ihr Vermögen in Staatspapieren anlegen.
Entscheidend für die Nachhaltigkeit von Verschuldung ist, dass die Zinsen im Verhältnis zum Gesamthaushalt keinen übermäßigen Anteil einnehmen (Schuldendienstquote). Dennoch können Sondersituationen zu einer höheren Verschuldung führen, so in Deutschland die Kosten der Einheit. Ebenso kommt es darauf an, wie die Kredite genutzt werden - ob für sinnvolle und überfällige Investitionen oder zur Spekulation. Hier gilt es, mit Regulierung dafür zu sorgen, Banken wieder in den Dienst der Realwirtschaft zu stellen.
Die Regierung hat die Schuldenbremse verabschiedet. Das ist in der Tat unredlich, gefährlich und bedient lediglich die Deutschland verbreitete Sorge vor Schulden. Aus der Krise kann man sich nicht heraussparen, sondern nur herauswachsen. Doch die Regierung wird behaupten können, wegen der Schuldenbremse sei kein Geld da für Bildung, Gesundheit oder ein höheres Arbeitslosengeld II.
Weitaus sinnvoller als eine Schuldenbremse ist eine Steuersenkungsbremse, wie sie z.B. der Wirtschaftsweise Peter Bofinger vorschlägt. DER LINKEN geht es darum, hohe Einkommen stärker zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben heranzuziehen und untere Einkommen zu entlasten. Darüber hinaus fordert DIE LINKE angesichts der Finanzkrise eine Sonderabgabe für Vorstände und Manager privater Finanzinstitute und eine Millionärsteuer.
Mit freundlichen Grüßen
Axel Troost