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Frage von Thomas B. •

Frage an Axel Berg von Thomas B. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Dr. Berg,

ich weiß, daß Sie einen Schwerpunkt Energiepolitik haben und eher kein Gesundheitspolitiker sind, aber mich interesssiert die Haltung unseres Abgeordneten hier im Münchner Norden.
Wie stehen Sie zur Schweinegrippenpanik und zu den nun häufiger kolportierten Hinweisen, es handele sich um ein Komplott der Pharmaindustrie mit Unterstützung von Kreisen, die an einer Ablenkung von der Finanz- bzw. Wirtschaftskrise interessiert sind ?

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Bäurle

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Sehr geehrter Herr Bäurle,

derzeit kursieren im Internet eine Reihe von Verschwörungstheorien mit Blick auf den Virus H1N1, die sogenannte Schweinegrippe. Die Erklärungsversuche reichen dabei von der Schweinegrippe als Instrument politischer Eliten, um die Bevölkerung zu reduzieren, als Verschwörung von al-Qaida und mexikanischen Drogenkartellen bis hin zu der von Ihnen angesprochenen Theorie, dass es sich um ein Komplott der Pharmaindustrie mit Unterstützung von Kreisen handele, die an einer Ablenkung von der Finanz- bzw. Wirtschaftkrise interessiert seien. Denkbar ist also vieles. Aber ohne Verdachtsmomente bzw. Belege bleibt alles graue Theorie und kann nicht Grundlage für politisches Handeln sein. Grundsätzlich sind Reaktionen auf die Finanz- und Wirtschaftskrise längst erfolgt, so dass ein Ablenkungsmanöver in Form dieses Virus reichlich spät käme. Abgesehen davon zeigt ein Blick in die Medien, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise keinesfalls durch die Schweinegrippe in den Schatten gestellt oder „verdrängt“ wird.

Was Ihre Komplotttheorie anbelangt, glaube ich, dass man Teilen der Pharmaindustrie sicherlich kritisch gegenüberstehen muss. Freilich traue ich Teilen sogar zu, Ängste zu schüren, um den Absatz an Grippemitteln zu steigern und die Entwicklung teurer Impfstoffe zu fördern. Ebenso sollte man nicht jedem Forschungsinstitut bedenkenlos vertrauen, da mehr Angst zu Erhöhung der Forschungsmittel führen kann, was in der Folge wiederum die Bedeutung eines Instituts erhöht. Konsequent weiter gedacht, lieber Herr Bäurle, müsste man die gleiche Skepsis allerdings bei jedem Arztbesuch an den Tag legen, wenngleich ich Sie keinesfalls für einen Verschwörungstheoretiker halte.

Die gesundheitspolitischen Maßnahmen, die im Zusammenhang mit der Schweinegrippe getroffen wurden, erfolgten auf Grundlage möglichst seriöser und unabhängiger Informationen. Die WHO, in Deutschland das Robert-Koch-Institut, das Paul Ehrlich-Institut und eine Vielzahl weiterer wissenschaftlicher Institutionen haben in Bezug auf die Entstehung, Ausbreitung und Wirkungen des Schweingrippen-Virus ein breite wissenschaftliche Informationsgrundlage geschaffen und Empfehlungen ausgesprochen. Auf Basis dieser Empfehlungen und Erkenntnisse erfolgt das Vorgehen von Bund und Ländern zur Eindämmung der Pandemie und zum gesundheitlichen Schutz der Bevölkerung. Für weitere Informationen empfehle ich den Besuch der Internetseiten dieser Institutionen.

Listigerweise fragen Sie auch nach meiner Haltung zur Schweinegrippenpanik und nicht nach meiner Haltung zur Schweinegrippe. Letztlich sollten wir vorsichtig aber unaufgeregt mit der Grippe umgehen, denke ich. Vergleichbar vielleicht mit BSE: bis heute weiß man nicht sicher, ob und wie genau Creutzfeldt-Jakob davon ausgelöst wird, doch die Bundesländer sind gemeinsam dagegen vorgegangen, bis das Problem besiegt war. Wie sich die Schweinegrippe in Europa entwickeln wird, kann im Moment niemand prognostizieren. Grippewellen gab es schon immer. Dass sie im Zuge der Globalisierung, sprich des vermehrten Austausches und der Ansammlung von Menschenmassen auch schneller um sich greifen und Resistenzen bilden können, halte ich für absolut glaubwürdig.

Aktionismus und Panikmache ist aber ganz sicher der falsche Weg, um auf die Krankheit zu reagieren. Dementsprechend ist es nicht förderlich, wenn Medien in diesem Zusammenhang auf emotionale, reißerische Bilder setzen oder Politiker Szenarien entwerfen, die der Bevölkerung Angst machen. Es sollte stattdessen um neutrale Aufklärung gehen. Daher ist die Politik dazu aufgerufen, ehrlich und sachlich über das Ausmaß der Krankheit zu informieren und die Medien angehalten, entsprechend darüber zu berichten. Es braucht, wie gesagt, einen vorsichtigen, unaufgeregten Umgang mit der Grippe.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Axel Berg MdB