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Frage von Uwe Steffen P. •

Frage an Astrid Böger von Uwe Steffen P. bezüglich Bildung und Erziehung

Wie haben Sie sich für Kreativität und innovative Projekte an unseren Schulen eingesetzt?
Werden Sie sich wie für Gewaltprävention engagieren -> Mobbing, Bossing, Stuffing ?

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Sehr geehrter Herr P.,

Frage: Wie haben Sie sich für Kreativität und innovative Projekte an unseren Schulen eingesetzt?

Antwort: Ich habe bisher nicht direkt in Schulen gearbeitet, habe aber immer die Bedeutung der Kreativität und die Lernbegeisterung von Kindern und Jugendlichen im Blick gehabt, die ja mit ihrer Sicht auf die Welt, die Grundlagen für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft legen.

In der Schule bestehen so viele Möglichkeiten, bei jungen Menschen Neugier auf das was uns umgibt zu wecken, aber auch gestaltend und mit Freude daranzugehen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Entdecker und Erfinder werden nicht geboren, sondern sie werden erzogen und gefördert. Dazu gehört ein angstfreies und positives Umfeld. Und dazu gehören auch Lernmethoden, die zum einen die kognitiven Fähigkeiten jedes einzelnen stärken, Freude machen und dabei die neuen technologischen Entwicklungen berücksichtigen. Die Welt steht durch die Digitalisierung und Automatisierung vor einem Paradigmenwechsel - die Art wie wir arbeiten und leben wird sich verändern. Und dementsprechend muss sich auch das Lernen anpassen. Gegenwärtig wirken die Schulen noch wie in Zeiten der Industrialisierung. Fakten pauken, muss aber heutzutage im "wikipedia"-Zeitalter nicht mehr im Vordergrund stehen, sondern das Bewerten, Prüfen, Erleben, Erfahren. Und am besten, wenn man die Erkenntnisse direkt im Alltag anwenden kann und sich selbst ein eigenes Bild darüber verschaffen kann, was funktioniert und was nicht und ob die Welt wirklich so ist, wie es uns manche "Experten" erklären.

So benötigen wir heute weiterführende Kompetenzen und wieder integrierte Schulstrukturen, wie wieder Angebote für "Praktische Arbeit", Innovationsprojekte und die Schulung von Kreativitätstechniken und anderen wissenschaftlichen Methoden. Je früher, desto besser.

Frage: Werden Sie sich wie für Gewaltprävention engagieren -> Mobbing, Bossing, Stuffing ?

Sie haben mich hier an einem persönlich wunden Punkt getroffen, da ich selbst Mobbingerfahrungen in meinem Leben machen musste. Ich habe es bisher nicht geschafft, darüber zu reden. Dabei spielen vor allem Angsterfahrungen eine große Rolle. Natürlich muss und werde ich mich dafür stark machen, dass Zusammenhänge und Ursachen von Mobbing öffentlich gemacht werden und dadurch auch bewusster verhindert werden kann, dass dadurch Persönlichkeiten zerstört werden.

Hier hilft natürlich nur Aufklärung und am besten aus persönlichen Erfahrungen, um zu lernen, wie man mit solchen perfiden Bedrohungen am besten umgehen kann. Leider sind die Ebenen, über die Druck ausgeübt werden kann, so vielfältig und schwer durchschaubar, dass es in der Regel schwer fällt, das eigentliche Motiv dafür zu erkennen. Und sicher ist dies bei jedem Menschen anders.

Ich habe ein Buch geschrieben, wo ich mich über meinen ganz persönlichen Fall mit den Rahmenbedingungen aber auch den Ursachen für Mobbing auseinandersetze. Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst, auch ganz konkret mit meinem Fall in die Öffentlichkeit zu gehen, um möglichst Mobbingopfer zu verhindern.

Angeregt durch Ihre Frage habe ich heute ein kurzes Video eingestellt, in dem ich über meine Erfahrungen berichte, was ich natürlich wie eher hätte tun sollen.

Generell möchte ich nichtsdestotrotz lieber positiv nach vorne sehen und an konstruktiven Lösungen auf gesellschaftspolitischer Ebene arbeiten, damit solche perfiden Methoden an gelebten Prinzipien von Teamfähigkeit, Gleichberechtigung, Für- und Miteinander scheitern und damit Mobbing oder Bossing als Verhalten in unserer Gesellschaft keinen Platz mehr haben und auch die in den letzten Jahren steigenden Zahlen von psychischen Erkrankungen wieder sinken werden. Vielen Dank für Ihre Anregung und ich freue mich auch über Hinweise, welche Wege sie vorschlagen, diese Informationen in die richtigen Netzwerke zu geben.

Mit freundlichen Grüßen

Astrid Böger