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Astrid Böger
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Frage von Nicole B. •

Frage an Astrid Böger von Nicole B. bezüglich Bildung und Erziehung

Unser persönliches Problem betrifft im weitesten Sinne auch die Öffentlichkeit in unserem Umfeld und in vielen anderen Dörfern Brandenburgs.

Im Konkreten geht um die "Regelung zur freien Schulwahl". Nach Abschluss der 6. Schulklasse, können unsere Kinder, lt. brandenburger Satzung, Ihre weiterführende Schule frei wählen.

Diese freie Schulwahl ist nach der jüngsten Änderung der Satzung für den Schultransport (Neuausfertigung der Satzung (5.1.1 Satzung für Schülerbeförderung) nur für die Menschen möglich, die über eine ausreichende Möglichkeit für den Schülertransport verfügen. Ein Recht auf Schülerspezialtransport hat der Schüler nun nur noch zur nächst gelegenen weiterführenden Schule. Falls er eine andere Schule auswählt, muss der Schüler selbst sehen, wie er die Schule erreicht (auch ohne Bus und Bahn).

Unser Ort ist leider bislang nur schlecht bzw. mangelhaft an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen. Das ärgert die Dorfbewohner und treibt manche in die Verzweiflung.
Insbesondere der Schultransport ist nur mit großer Fantasie und
Kreativität für die geforderten Eltern zu meistern und bleibt nach wie
vor eine große Hürde.

Es wird seid vielen Jahren immer wieder diskutiert, die Dörfer Brandenburgs nicht weiter abzuhängen, junge Familien aufs Land zu locken usw.

Wie kann in diesem Zusammenhang diese Satzungsänderung vertreten werden?
Wie können wir unseren KIndern die freie Schulwahl ermöglichen?

Ich würde micht über Hilfe und eine Antwort sehr freuen

Mit freundlichen Grüßen
N. Böger

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Böger,

die Anbindung an den ÖPNV ist in vielen Regionen ein Problem und hier müssen vor allem flexible Mobilitätslösungen und integrierte Verkehrskonzepte her. Der Bedarf der Bevölkerung muss gedeckt werden, auch, um Ansiedlung attraktiv für junge Familien zu machen. Hierfür stellt die kostenlose Schülerbeförderung im Land Brandenburg einen wichtigen Anreiz dar.

Leider ist der Wunsch nach freier Schulwahl m.E. Ergebnis von Entwicklungen, die Spezialschulen befördert haben, ohne darauf zu achten, dass alle Kinder das gleiche Recht auf die beste wohnortnahe Bildung und dies auch unabhängig der finanziellen Möglichkeiten der Eltern haben.

Spezialschulen wurden für Kinder mit Handicaps konzipiert (Inklusion / Integration), für besonders begabte Kinder, z.B. in Sport, Mathe, Sprachen. Und es hat sich ein breites Spektrum von Schulen mit unterschiedlichen methodischen Konzepten entwickelt, wie Waldorfpädagogik, Montessori-Konzepte, offene Angebote. Dabei ist es selbstverständlich, dass Eltern sich die besten Rahmenbedingungen für ihre Kinder wünschen. Solange es noch große qualitative Unterschiede gibt, was den Unterricht betrifft, sollten die Bedürfnisse der Familien unterstützt werden und gern bringe ich bei einem Wahlsieg auch einen solchen Antrag ein.

Generell bin ich allerdings dafür, dass Kinder im direkten regionalen Umfeld gemeinsam und alle unter gleichen modernsten Bedingungen lernen. Dazu gehören Bildungskonzepte, die unserer neuen Zeit gerecht werden, Lernen mit allen Sinnen ermöglichen und wieder neugierig auf das Leben und die Zukunft machen. Ein tolles Beispiel ist aus meiner Sicht die Gebrüder-Grimm-Schule nach dem Motto "Wir sehen Probleme nicht als Probleme an. Wir sagen: Lass uns das mit einem Lachen angehen... Trotz schwieriger Bedingungen schaffe es die Schule, die individuellen Talente und Stärken jedes Kindes zu fördern. In den vergangenen zehn Jahren habe sie eine Umgebung geschaffen, in der Lernen hervorragend gelingt." (https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2019-06/deutscher-schulpreis-robert-bosch-stiftung-grundschule).

Und um positive Werte zu vermitteln, muss die Schule ja nicht unbedingt eine Brennpunktschule sein.

Außerdem gibt es viele neue Konzepte wie die "Bewegte Schule" (z.B. http://www.bewegteschule.de/ ) oder "Flip-the-Classroom" ( https://fliptheclassroom.de/konzept/ ), die neuen pädagogischen Ansätzen Rechnung tragen und wo das Lernen sichtbar mehr Spaß macht. Viele Schüler haben Bewegungsdrang und sind medienaffin, nutzen oft bereits Youtube, um sich mit schulischen Themen zu beschäftigen. Und solche Konzepte mit den Lehrern vor Ort umzusetzen, ist nicht nur eine finanzielle Frage.
Wenn dadurch gemeinsames Lernen im nahen Umfeld wieder ermöglicht wird, profitieren auch die Familien davon.
Für die Kinder sind kurze Wege zur Schule von Vorteil (fußläufig, Fahrrad).
Und Schulen können wieder ein wichtiger Teil der lokalen Infrastruktur auch im Alltag werden. Z.B., in dem sie zusätzlich als Standorte für AGs, IGs oder für Hortangebote am Nachmittag genutzt werden, für Lebenslanges Lernen z.B. als e-Learning-Zentren (dezentrale VHS-Standorte) am Abend generationsübergreifend Angebote für Weiterbildungen und Qualifizierungen eröffnen oder auch Regionalevents, Kreativprojekte, öffentliche Bibliotheken oder eine von den Einwohnern genutzte Kantine/Gaststätte beherbergen.
Eltern und auch andere Bewohner könnten in diesem Sinne gemeinsam mit der Schule wieder den lokalen sozialen Zusammenhalt im und die nachhaltige Zukunftsfestigkeit des regionalen Raums fördern.
Ich würde mich gern nicht nur für die Verbesserung des Schultransportes einsetzen, sondern auch dafür, neue Bildungsperspektiven in der Fläche mit zu gestalten.

Viele Grüße
Astrid Böger