Frage an Arnold Vaatz von Christa T. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Hallo Herr Vaatz,
Sie sind Jurist, daher schreibe ich Ihnen. Die Anzahl der Bundestagsabgeordneten sollte meiner Meinung nach nicht durch Überhang- oder Ausgleichsmandate erhöht werden. Das kostet uns Steuerzahler sehr viel Geld und fördert mit Sicherheit nicht die Qualität des Parlaments. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Erststimme einfach abgeschafft wird und nur die Zweitstimme zählt. "Mein" gewählter Abgeordneter hat sich in den vergangenen Jahren noch nie um seinen Wahlkreis bemüht, ich sehe ihn nur im Rahmen des Wahlkampfes und das stört mich auch nicht. Was spricht aus Ihrer Sicht gegen die reine Zweitstimme?
Freue mich auf Ihre Antwort
Christa Tast
Sehr geehrte Frau Tast,
Ich bin kein Jurist, sondern Mathematiker.
Ausgleichsmandate sind nicht dazu da, die Anzahl der Abgeordneten in den Parlamenten zu erhöhen, sondern um die Mehrheitsverhältnisse so genau wie möglich dem prozentualen Wahlergebnis anzupassen.
Das deutsche Wahlrecht mit Erst- und Zweitstimme halte ich für äußerst demokratisch und effektiv. Würde nur die Zweitstimme existieren, hätten die Wähler viel weniger Einfluss auf die Auswahl der Bewerber, die sie in den Parlamenten vertreten sollen. Es gäbe dann nur noch die von den Parteien ausgehandelten Landeslisten.
Außerdem ist die Verantwortung der gewählten Direktkandidaten für ihren Wahlkreis besser nachvollziehbar. Zuständigkeiten sind schneller geklärt und die klare Verbindung zwischen Region und Person verpflichtet und motiviert ganz anders als ein ortsunabhängiger Listenplatz.
Eine Veränderung der Wahlkreise und damit der Anzahl der Abgeordneten pro Bundesland wird von einer unabhängigen Kommission nach der Verteilung der Einwohnerzahlen vorgenommen.
Mit freundlichem Gruß
Arnold Vaatz