Frage an Arnold Vaatz von Angelika H. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Vaatz,
einer der ersten Ergebnisse der Koalition CDU/FDP in Sachsen war im Herbst 2009 der Beschluss, die gerade erst in den letzten Jahren gegründeten Gemeinschaftsschulen auslaufen zu lassen. Auch ich wohne in Sachsen und lese nun fast täglich die Meldungen über Proteste aus diesen Schulen. Eine Begründung der Auslaufens war, Schülern die Initiativen und Aktivitäten zu nehmen, wenn sie ganztags betreut würden. Andererseits befürwortet die CDU/FDP bundesweit den Ausbau der Kinderkrippen-und Kindergartenplätze. Für mich als Mutter und Großmutter zeigt sich daher ein großer Widerspruch in der Sinnhaftigkeit dieser Politik: kleine Kinder können daher ganztags von den Eltern getrennt betreut werden, größere Kinder sollen sich selbst kümmern - obwohl gerade die Eltern größerer Kinder wieder arbeiten gehen und diese Kinder dann oftmals nachmittags vor dem Fernseher oder Computeter landen.
Wie stehen Sie zu Ganztagsschulen und andererseits zu der Aufforderung der Politik, doch ihre 1-Jährigen früh um 6.30 Uhr in der Kinderkrippe abzugeben, um ihrer Karriere nicht zu schaden?
Angelika Hörner
Sehr geehrte Frau Hörner,
Bildung bleibt Ländersache. So ist es im Grundgesetz geregelt und so bleibt es auch.
Entscheidungen des sächsischen Landtages können die zuständigen Abgeordneten dieses Landesparlamentes besser begründen als ich es könnte. Die Erreichbarkeiten der Mitglieder finden Sie auf der Homepage des sächsischen Landtages.
Gern gebe ich Ihnen eine persönliche Antwort auf Ihre Frage. Das sächsische Schulsystem halte ich für das Beste in Deutschland. Die Bewertung im Rahmen des Pisa-Tests bestätigt diese Einschätzung. Das Konzept der Ganztagsschulen sehe ich kritisch, da ich der außerschulischen Bildung und Förderung einen hohen Stellenwert einräume. Eine Ausweitung der Zeit, die in der Schule verbracht wird, reduziert die selbstbestimmte Freizeit. Gerade diese fördert die Fähigkeit der Selbstorganisation, die für die gesamte weitere Persönlichkeitsentwicklung wichtig ist. Außerdem bieten solche Angebote die Möglichkeit, persönlichen Interessen besser nachzugehen und spezielle Begabungen stärker zu vertiefen. Auch decken außerschulische Angebote gesellschaftlich wichtige Bereiche ab, die über den Auftrag der Schulen hinausgehen, wie z.B. spezielle religiöse, caritative, politische, künstlerische oder sportliche Angebote.
Ganztagsangebote an Schulen halte ich daher nur dann für sinnvoll, wenn diese freiwillig sind, hohe Qualitätsstandards erfüllen und Eltern, Vereine und ehrenamtliches Engagement verstärkt einbinden.
Mit freundlichem Gruß
Arnold Vaatz