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Armin Schuster
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Frage von Markus O. •

Frage an Armin Schuster von Markus O. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Schuster,
leider hat sich heute die Bundesregierung bei der Abstimmung über die Einführung der Maissorte 1507 enthalten - weil die CDU ihre Zustimmung bereits auf nationaler Ebene gegeben hat.
Wieso haben Sie die "Vorbehalte des Großteils der Bevölkerung gegenüber der grünen Gentechnik" (Zitat aus dem Koalitionsvertrag) entgegen Ihrer Ankündigung nicht anerkannt? Gemäß Umfragen beträgt dieser Großteil 88%.
Vielen Dank für diese repräsentative Politik, Herr Volksvertreter. Ein bisschen Schweiz täte uns gut.

Mit freundlichen Grüßen
Markus Opitz

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Opitz,

danke für Ihre Frage.
Der Grünenantrag sagte im Wesentlichen aus, dass die Bundesregierung in Brüssel die Einführung der neuen Sorte in der EU durch ein ablehnendes Votum verhindern solle. Diesen Antrag habe ich abgelehnt. Das heißt aber nicht, dass ich dafür bin, dass wir den Mais 1507 in Südbaden anbauen sollten. Ich bin für Wahlfreiheit! Es gibt einige Regionen in Europa, in denen Landwirte und Bevölkerung dem Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen zustimmen. In unserer Region lehnt eine ganz überwiegende Mehrheit der Menschen diese Technologie ab. Deshalb sollten Regionalklauseln eingeführt werden, die es jedem Bundesland freistellen, ob es die jeweilige gentechnisch veränderte Pflanze zum Anbau zulässt. Wir haben uns darüber hinaus im Koalitionsvertrag dafür ausgesprochen, die Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln stärker voranzutreiben. Deshalb habe ich in der jüngsten Debatte um die Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Pollen in Honig auch ein abweichendes Votum abgegeben. Ich setze mich im Bundestag dafür ein, dass wir bei der Kennzeichnung keinerlei Kompromisse machen!
Auch ich habe mich intensiv mit diesem Thema beschäftigt und folgendes herausgefunden:
1. Der Mais 1507 produziert ein Toxin (ein natürlich wirkendes Eiweiß), das gegen den Maiszünsler wirkt. Der Maiszünsler ist ein Schädling, der große Teile einer Maisernte zerstören kann. Genau das gleiche Pflanzenschutzmittel wird von Biobauern flächendeckend auf die Felder ausgebracht. Beim Genmais 1507 wirkt es punktuell, an der Pflanze direkt. Eine niedrigere Belastung des Bodens ist nachgewiesen.
2. Zahlreiche Studien widerlegen die Befürchtung, dass der Mais Bienen- und Schmetterlingspopulationen gefährdet. Er gefährdet sie auf jeden Fall weniger, als wenn das Pflanzenschutzmittel großflächig auf das Feld ausgebracht würde.
3. Natürlich bilden sich auch gegen den Genmais 1507 im Laufe der Zeit Resistenzen beim Maiszünsler. Diesen Effekt können Sie überall in der Pflanzenzüchtung beobachten. Die Natur passt sich an. Um Resistenzen heraus zu zögern, wären vor allem Fruchtfolgen sinnvoll statt jahrelanger Monokultur.
Grundsätzlich möchte ich zu dieser Debatte folgendes anmerken: Die Befürworter von Gentechnik werden häufig von den Gegnern als von der Industrie gekauft oder ähnliches bezeichnet. Das ist für mich keine sachliche Debatte. Ich kenne viele Landwirte, Fachleute und Landwirtschaftspolitiker, die gentechnisch veränderte Pflanzen als einen sinnvollen Weg ansehen, Landwirtschaft weiter zu entwickeln und fit zu machen für die Herausforderungen der Zukunft.
Ich selbst vertrete die Interessen meiner Region und muss gleichzeitig Politik für ganz Deutschland und in Richtung Europa gestalten. Das geht, wenn man die Wahlfreiheit umsetzt und die Produkte konsequent kennzeichnet. So können wir Südbadener uns gegen gentechnisch veränderte Produkte entscheiden, und der Verbraucher entscheidet durch die Kennzeichnungspflicht selbst, ob er aus anderen Ländern derartige Lebensmitteln konsumiert. So kommen wir ohne dirigistische Bevormundung auch zu Lösungen im Sinne aller Beteiligten.
Die CDU hat sich im Übrigen in der Vergangenheit immer wieder erfolgreich stark gemacht für die Belange der südbadischen Landwirtschaft - beispielsweise beim Weinbaustopp, beim Branntweinmonopol und bei der künftigen EU-Förderung der Höhenlandwirtschaft.

Mit freundlichen Grüßen

Armin Schuster MdB

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