Frage an Antonia Hanne von Hannah K. bezüglich Finanzen
Sehr geehrte Frau Hanne,
Wenn ich richtig informiert bin, stammen Sie aus Griechenland.
Wie kommt es, daß Sie sich ausgerechnet für die Partei engagieren, die weitere Rettungspakete für Griechenland ablehnt?
Mit freundlichen Grüßen
H. K.
Sehr geehrte Frau K.,
vielen Dank für Ihre Frage und überhaupt für Ihr Interesse an der Thematik.
Ja, gerade als gebürtige Griechin und überzeugte Europäerin, habe ich
von Anfang an die "Rettungsbemühungen" deutscher und französischer
Banken und somit Griechenlands abgelehnt.
Die verfrühte Einführung Griechenlands in die Eurozone hat bewirkt, dass
dort die Zinsen für Kredite dramatisch sanken. Dadurch verschuldeten
sich Staat und Bürger gleichermaßen über Gebühr. Irgenwann war es dann
soweit, dass 35% der Bürger überschuldet waren und der Staat auch. Zudem
musste Griechenland seine Banken retten, die zu wackeln begannen.
Gleichzeitig zogen Investoren und Privatanleger ihr Kapital zurück und
brachten ihr Geld ins sichere Ausland, kauften damit Objekte in London,
Paris und Berlin oder bunkerten es in der Schweiz und nach Übersee.
Unter Mißachtung der Maastrichtverträge begann die Rettungsoperation
"Hellas". Die Eurozone wurde vertragsbrüchig, ein großer, der größter
Fehler, meiner Meinung nach. Denn alles, was diese, inzwischen
weichgewordene Währung zusammenhält, sind die unterzeichneten Verträge.
Es wird den Menschen in der Eurozone von Politikern bewusst Angst
gemacht: "Scheitert der Euro, scheitert Europa", damit sie nicht gegen
den Euro revoltieren, obwohl der Argwohn der Völker untereinander nie
größer war.
Griechenland ist kein Rechtsstaat, es hat keine funktionierende
Verwaltung, eine überbordende Bürokratie und eine Korruptionsrate,
ähnlich der Kolumbiens und Dschibutti.
Der Befreiungsschlag einer Staatspleite mit der Möglichkeit der
Abschreibung 75% der Kredite, hätte zwar Griechenland erschüttert, aber
die Griechen wären aus eigener Kraft interessiert, ihrem Land zur
Gesundung zu verhelfen und wären befreit von der Zinslast, die auf
künftige Generationen abgewälzt wird.
Frau Merkel und Herr Sarkozy aber hätten- nicht ganz zwei Jahre nach der
Lehmann-Pleite und die der HRE (HypoRealEstate), die dem Steuerzahler
viel Geld gekostet haben- wieder vor die Bevölkerung treten müssen und
verkünden, dass noch viel mehr Landesbanken (staatliche Banken) aber
auch private Banken wegen Fehlspekulationen gerettet werden müssten. Das
machten sie trotzdem, aber durch die Hintertür, über die EZB.
"Das Geld ist weg" hört man allenthalben im Zusammenhang mit
Griechenland. Nein, das Geld ist nicht weg, es ist in anderen Taschen
gewandert.
Die griechische Gesellschaft ist in keiner guten Verfassung, und die
Ökonomen streiten sich über den richtigen Weg. Die AfD war von Anfang an
der Meinung, dass Griechenland den Euroraum wieder verlassen muss und
dafür die Schulden erlassen bekommt. Übrigens den Worten sollten Taten
folgen: Mein Mann und ich gehörten zu den Klägern um Prof. Starbatty und
Dr. Gauweiler, die gegen den ESM (Europäischen Stabilitäts Mechanismus)
vor dem Bundesverfassungsgericht geklagt hatten.
Kurze Frage, lange Antwort, vielleicht unhöflich, aber ich finde, wir
dürfen nicht allzusehr vereinfachen. Unsere Welt ist sehr komplex.
Trotzdem hoffe ich Ihre Frage beantwortet zu haben,
Beste Grüße aus Bremen,
Antonia Hanne