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Anton Hofreiter
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Michael K. •

Frage an Anton Hofreiter von Michael K. bezüglich Verkehr

Thema Verkehrspolitik:
Erste Forderung der Grünen: Ab 2030 keine neuen Verbrennungsmotoren mehr!
Warum verurteilen die Grünen den Verbrennungsmotor pauschal? CNG Fahrzeuge, die inzwischen von vielen deutschen Herstellen angeboten werden, können mit 100% Biomethan betrieben werden. Laut verschiedener Studien (z.B. Klimabilanz, Kosten und Potenziale verschiedener Kraftstoffarten und Antriebssysteme für Pkw und Lkw - Endbericht von Martin Wietschel et al.Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI: 2019) ist deren CO2-Bilanz auf einer Ebene mit Elektrofahrzeugen, die mit 100% regenerativen Strom fahren. Von den rund 850 CNG-Tankstellen in Deutschland bieten Ende 2019 schon 190 Stationen CNG mit 100% Biomethan an. Das bedeutete zuletzt einen Anteil von ca. 30 % des vertankten Kraftstoffs. Biomethan für CNG wird in Deutschland fast ausschließlich aus ungenutzten Rest- und Abfallstoffen erzeugt. Würde nur die Hälfte der bisher ungenutzten, aber mobilisierbaren Substrate eingesetzt, könnten 2,4 bis 4,8 Mio. Mittelklasse-Pkw oder 51.000 bis 105.000 schwere Lkw durch Biomethan betrieben werden, das aus den fortschrittlichen Rohstoffen Stroh, Gülle/Mist und weiteren Rest- und Abfallstoffen erzeugt worden ist. In München beispielsweise werden von den Stadtwerken 7 Tankstellen mit M-Erdgas versorgt. Dieses besteht zu 100% aus regenerativem Biomethan, das aus heimischen Abfällen hergestellt wird.
Warum also nicht "mehrgleisig" fahren und so schneller die Klimaziele erreichen? Die momentanen Berechnungen des WLTP Wertes Monovalenter CNG Fahrzeuge, die heute im Bundesdurchschnitt schon mit 30% Biomethan fahren, setzt ein falsches Zeichen und führt dazu dass sich der VAG-Konzern von CNG distanziert (Flottenverbrauch Problematik). Herr Hofreiter, ist für sie die Elektromobilität die einzige Lösung im Individualverkehr, oder setzen Sie sich auch für sinnvolle Alternativen ein, selbst wenn sie ein Verbrennungsmotor sind? Mit freundlichen Grüßen, ein 100% Biomethanfahrer

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Kraut,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.

Unter den alternativen Antrieben bevorzugen wir die Elektromobilität, da hier die Modellvielfalt stark wächst und der Strom direkt und ohne Umwandlungsverluste genutzt werden kann. Wenn der Strom jedoch in Wasserstoff umgewandelt wird, geht viel Energie verloren. Im Vergleich zur E-Mobilität braucht man für Wasserstoffantriebe zwei- bis dreimal so viel Stromeinsatz. Noch schlechter ist die Energiebilanz, wenn der Wasserstoff zu E-Fuels weiterverarbeitet wird. Für das Fahren mit E-Fuels braucht man rund fünfmal so viel Strom wie bei der direkten Stromnutzung in E-Autos. Abseits des Pkw-Bereichs ist der technologische Pfad noch offen. Wasserstoff und v.a. die wertvollen E-Fuels müssen wir also für die Bereiche vorhalten, wo es noch keine massentauglichen elektrischen Antriebe gibt, aber die Emissionen trotzdem gesenkt werden müssen. Das betrifft den Schiffs- und Flugverkehr sowie teilweise den schweren Straßengüterverkehr.

Weitere Fakten zur E-Mobilität finden Sie hier: https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/themen_az/mobilitaet/pdf/Umweltbilanz_Elektromobilitaet-Fakten-Argumente-Forderungen_01.pdf

Mit freundlichen Grüßen

Team Hofreiter

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