Frage an Anton Hofreiter von Barbara K. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Dr. Hofreiter,
aktuell wird das Thema "Tiertransporte in Drittländer" emotional diskutiert. Es ist bekannt, dass Tierschutz auf diesen Transporten keine Chance hat, dass die Tiere im Gegenteil gequält und traktiert werden und später unter unmenschlichen Umständen abgeschlachtet werden, sollten sie den Transport überhaupt überstehen. Nur ein komplettes Verbot dieser Lebendtransporte könnte Tierleid verhindern!
Sollte dieses Problem nicht ein besonderes Anliegen Ihrer Partei sein?
Dann frage ich mich, bzw. Sie allerdings, wieso Ihre Parteifreunde aus Sachsen dem Tierschutz in den Rücken fallen und noch schlimmer der Wirtschaft das Wort reden.
In der Hoffnung auf Ihr Verantwortungsgefühl den Tieren gegenüber
würde ich mich über eine positive Reaktion Ihrerseits freuen.
Mit freundlichen Grüßen aus Emden/ B. K.
Sehr geehrte Frau Ketels,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.
Der Tierschutz kommt bei dieser Bundesregierung an hinterer Stelle. Bereits die Verlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration und der Freifahrtschein für lange und leidvolle Tiertransporte haben gezeigt, wie kühl die Bundesregierung die Profitinteressen der Fleischindustrie über den Tierschutz stellt.
Auch bei der Agrarförderung spielt der Tierschutz in der deutschen Landwirtschaft keine Rolle. Obwohl jährlich über eine Milliarde Euro an EU-Mitteln für eine umwelt- und tierfreundlichere Landwirtschaft zur Verfügung stehen, nimmt die Bundesregierung davon lediglich 12 Millionen für den Tierschutz in die Hand und lässt selbst dieses Geld Betrieben zugutekommen, deren Tierschutzbilanz zweifelhaft ist.
Ganz in der Tradition ihrer Vorgänger lässt Landwirtschaftsministerin Klöckner die groben Missstände in der Landwirtschaft einfach laufen - obwohl uns alle paar Tage verstörende Videos von Tierleid erreichen und der klare Wunsch von Bürgerinnen und Verbrauchern nach mehr Tierschutz vorhanden ist. Damit Tiere endlich wie Lebewesen und nicht wie irgendeine Ware behandelt werden, brauchen wir einen nationalen Tierschutzplan, der auf bessere Tierschutzgesetze, eine gezielte Förderung von tierfreundlicherer Landwirtschaft und eine eindeutige, verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung setzt.
Hinzu kommt, dass die Transportrouten außerhalb der EU eine Blackbox sind. Es gibt keine verlässliche Dokumentation der Einhaltung der Tierschutzgesetze. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Tiere bei den oft langen Transporten großes Leid erfahren.
Die Bundesregierung muss sich öffentlich zu den Missständen äußern und sich nicht aus der Verantwortung ziehen. Unabhängig von den aktuellen Missständen ist es dringend nötig, bestehende Regelungen zu Tiertransporten zu überarbeiten, um Tiere wirkungsvoller zu schützen. Dafür sollte sich die Bundesregierung während ihrer EU-Ratspräsidentschaft eindringlich einsetzen.
Weitere Informationen zu dem Thema finden Sie hier: https://www.gruene-bundestag.de/themen/agrar/sinnloses-tierleid-beenden
Mit freundlichen Grüßen
Team Hofreiter