Frage an Anton Hofreiter von Marco S. bezüglich Umwelt
Bei der Produktion von Elektrofahrzeugen benötigt man Mengen an Lithium. Lithium ist relativ selten und bedingt riesige Mengen an Wasser für den Abbau. Nachweis: https://www.t-online.de/auto/elektromobilitaet/id_85852944/auto-umweltfreundlich-ein-rohstoff-ruiniert-die-oekobilanz-des-elektroautos.html. Die Vorteile der Kfz im reinen Betrieb sind unbestritten aber die Armortisationszeit in Bezug auf die Umwelt unter den Fachleuten umstritten. Was sind Ihre faktischen Argumente für Elektrofahrzeuge in der Gesamtbetrachtung?
Rechtfertigt eine Akkuproduktion den Entzug der knappen Ressource Wasser?
In diesem Zusammenhang schließt folgende Frage an. Sind die City-Elektroroller in Bezug der schlechten Produktions-Umweltbilanz nicht ein Disaster für die Umwelt?
Sehr geehrter Herr Skowron,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.
Sie finden unsere Forderungen und Positionen übersichtlich aufbereitet auf unserer Homepage (gruene-bundestag.de). Dort finden Sie u.a. auch einen Artikel zur Zukunft des Autos mit Fakten zur Klima- und Umweltbilanz der Elktromobilität (https://www.gruene-bundestag.de/themen/mobilitaet/benziner-diesel-elektromobilitaet).
Unter den alternativen Antrieben bevorzugen wir die Elektromobilität, da hier die Modellvielfalt stark wächst und der Strom direkt und ohne Umwandlungsverluste genutzt werden kann. Wenn der Strom jedoch in Wasserstoff umgewandelt wird, geht viel Energie verloren. Im Vergleich zur E-Mobilität braucht man für Wasserstoffantriebe zwei- bis dreimal so viel Stromeinsatz. Noch schlechter ist die Energiebilanz, wenn der Wasserstoff zu E-Fuels weiterverarbeitet wird. Für das Fahren mit E-Fuels braucht man rund fünfmal so viel Strom wie bei der direkten Stromnutzung in E-Autos. Abseits des Pkw-Bereichs ist der technologische Pfad noch offen. Wasserstoff und v.a. die wertvollen E-Fuels müssen wir also für die Bereiche vorhalten, wo es noch keine massentauglichen elektrischen Antriebe gibt, aber die Emissionen trotzdem gesenkt werden müssen. Das betrifft den Schiffs- und Flugverkehr sowie teilweise den schweren Straßengüterverkehr.
Auch mit der Herstellung und Energieeffizienz von Batterien haben wir uns stark auseinandergesetzt. Deswegen wollen wir in Kooperation mit der Automobilindustrie einen "Zukunftsplan Batterienindustrie" erarbeiten, um die Zukunftsfähigkeit dieser Technologie nachhaltig und langfristig zu sichern. Im Rahmen des Investitionsprogramms "Mobilität 2030", fordern wir unter anderem auch mehr in die Entwicklung neuer Batterietechnologien zu investieren. Entscheidend für die Öko-Bilanz ist auch ein gutes Recyclingsystem für Batterien. Hier gibt es noch Fragen zu beantworten und Aufgaben für die Forschung. Mehr zu Klimaverträglichkeit von Elektromobilität finden Sie außerdem unter https://www.gruene-bundestag.de/themen/mobilitaet/benziner-diesel-elektromobilitaet Und unter:https://www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/klimabilanz-von-elektroautos/
Zudem begrüßen wir, dass im Zuge der Debatte über die Elektromobilität das Bewusstsein wächst, welche Kehrseiten unser Lebensstil hat und wo und wie unsere Rohstoffe gefördert werden. Man könnte sich diese Frage zu vielen Gegenständen des täglichen Gebrauchs stellen. Und das wird ja auch gemacht, sei es über T-Shirts, Fleisch oder, wenn es die Entsorgung betrifft, Elektroschrott und Plastikmüll. Es gilt für sehr viele der verwendeten Metalle, Mineralien und Agrarprodukte von Baumwolle über Palmöl, Soja bis hin zu Uran, Kobalt, Nickel und Rohöl und vieles andere mehr. Schauen Sie sich Ölförderung in Nigeria an. Oder Nickel in Neukaledonien. Oder Soja in Brasilien. Etc. pp.
Wir Grüne könnten eher sagen: Warum hört keiner auf unseren Protest? Eine der Wurzeln der Grünen ist die EineWelt-Arbeit. Wir Grüne setzen uns schon immer für hohe ökologische und soziale Standards und Menschenrechte weltweit ein. Und ebenso für Kreislaufwirtschaft, Recycling, Stoff-Substitution und Ressourcensparsamkeit.
Mit freundlichen Grüßen
Team Hofreiter