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Anton Hofreiter
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Frage von Stefan M. •

Frage an Anton Hofreiter von Stefan M. bezüglich Umwelt

Guten Tag
Ich wüßte gerne wie man plant, der erheblichen Umweltbelastung durch die niedrigen Flugpreise zu begegnen?
Ich könnte mir vorstellen, daß man nach geflogener Strecke gestaffelte Umweltabgaben zusätzlich zum Ticketpreis einführt.
Das könnte dann z.b. so aussehen, daß Flüge
- bis 1500 Meilen eine Umweltabgabe von z.b. 300 Euro
- 1500-3000 Meilen eine Umweltabgabe von z.b. 600 Euro
- ab 3000 Meilen eine Umweltabgabe von z.b. 900 Euro
bedeuten.
Diese könnte von der Airline gleich im Buchungsprozess eingezogen und dann direkt an den Staat abgeführt werden. Die dadurch eingenommenen Summen könnten direkt in staatliche Umweltprojekte (Solarparks, Windparks, Umschulungen zu nachhaltigen Arbeitsplätzen) investiert werden.
1. Dadurch würde das Flugaufkommen vermutlich deutlich zurückgehen, da die Städtetrips am Wochenende für ein Paar mit einem Mal 600 oder 1200 Euro teurer werden und man würde einem Flug endlich mal wieder einen tatsächlichen Wert geben.

2. Es wäre Geld für Investitionen in nachhaltige Projekte und Forschung da.

3. Und, für Berlin gesprochen, wäre der BER überflüssig, da die Kapazitäten von Tegel und Schönefeld mit einem Mal wieder vollkommen ausreichend wären.

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft spricht in einer Pressemitteilung vom 02.08.19 hingegen von der Entwicklung CO2 neutraler Treibstoffe (Power to Liquid). Das klingt heute jedoch noch eher nach Zukunftsmusik. Wir brauchen aber heute die Maßnahmen, wenn wir die Pariser Klimaziele noch irgendwie erreichen wollen.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr M.,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.

Flugpreise sind insgesamt weit davon entfernt, die ökologische Wahrheit zu sagen. Die Bundesregierung täte daher gut daran damit aufzuhören, den Flugverkehr als klimaschädlichsten Verkehrsträger mit Milliardenbeträgen zu subventionieren. Darüber hinaus ist es dringend notwendig, dass eine Kerosinsteuer auf alle Flüge eingeführt wird und somit Spottpreise für Flüge beendet werden.

Doch all das wird nicht reichen, die Menschen brauchen eine bezahlbare Alternative zum Fliegen. Die Bahn muss also endlich konkurrenzfähig werden. Eine Mehrwertsteuersenkung ist da nur ein erster Schritt. Darüber hinaus müssen die Verbindungen zwischen den Großstädten weiter ausgebaut werden, damit Bahnfahren schnell, zuverlässig und komfortabel wird.

Generell gilt: Wenn es die Bundesregierung ernst meint mit Klimaschutz, muss sie ihre Subventionspolitik grundlegend überdenken statt Symbolpolitik zu betreiben.

Mit freundlichen Grüßen
Team Hofreiter

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