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Anton Hofreiter
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Frage von Moritz M. •

Frage an Anton Hofreiter von Moritz M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Dr. Anton Hofreiter,

als relativ junger Wähler ihres Wahlkreises, bin ich insbesondere an der Frage interessiert, wie Sie zu dem Problem der Wehrpflicht, des Wehrersatzdienstes und der Wehrgerechtigkeitsproblematik stehen.

Vor ein paar Jahren ließ die Bundeswehrführung verlauten, man brauche die Wehrpflichtigen nicht, im Gegensatz, sie wären überflüssig und stellten unnötige Kosten dar. Hat man daraufhin den Wehrdienst abgeschafft? Nein, mit dem Argument, man brauche doch die Zivildiesntleistenden. Nun stellt der Zivildienst aber nur einen Wehrersatzdienst dar, gerechtfertigt durch die Wehrpflicht, nicht umgekehrt.

Wir beklagen uns über die Pisa-Studie, über zu lange Ausbildungszeiten, die einen erhöhten Altersdurchschnitt beim Arbeitseintrittsalter zur Folge hätten, und führen um das Problem zu lösen Ganztagschulen und G8 Gymnasien ein. Das Junge Menschen, für Tagessätze unter (geplantem) Mindestlohn, der das Lebensminimum garantieren soll, und unter dem Einkommen eines Ein-Euro-Jobbers Arbeit verrichten, für die sie weit überqualifiziert sind, ein Jahr ihrer produktivsten Zeit opfern müssen und doch 4 Millionen Arbeitslose auf der Straße stehen, wirkt nicht nur, sondern ist unlogisch.
Von der Wehrgerechtigkeit, braucht man gar nicht zu reden, was alleine die Wehrpflicht eigentlich zum kippen bringen müsste. Ich sage eigentlich, denn wir "brauchen" ja die Zivis.

Da dies ein Problem ist, dass vielen jungen Menschen in ihrem Wahlkreis auf der Seele brennt, und sie gezwungen sind auf unmöglichste Weise ausgemustert zu werden um rechtzeitig ihr Studium anfangen zu können oder um ihren Ausbildungsplatz nicht zu verlieren, wäre es sicherlich für viele Interessant, wie unsere Abgeordneten dazu stehen.

Ich freue mich auf Ihre Antwort,

Vielen Dank

Moritz Mentzel

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Mentzel,

Die Legitimation und Akzeptanz der Wehrpflicht ist mit den neuen Aufgaben der Bundeswehr längst nicht mehr gegeben. Tatsche ist, dass heute weniger als jeder fünfte junge Mann eines Jahrganges nur noch seinen Wehrdienst leistet. Mit der Beibehaltung der Wehrpflicht wird diese offenkundige Wehr-un-gerechtigkeit weiter zementiert. Ich lehne diese rückwärtsgewandte und unzeitgemäße Verteidigungspolitik ab. Bündnis 90/Die Grünen fordern schon seit langem den Übergang der Bundeswehr von einer Wehrpflicht- zu einer Freiwilligenarmee. Hierfür haben wir einen freiwilligen und flexiblen militärischen Kurzdienst für Männer und Frauen vorgeschlagen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Anton Hofreiter

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