Frage an Anton Hofreiter von Meret Elisa M. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Dr. Hofreiter,
wir sind Schüler des 12. Jahrgangs des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums. Ende diesen Jahres werden wir unser Abitur abschließen, dafür halten wir unter anderem eine Präsentation im Fach Biologie. Dabei wollen wir uns kritisch mit Grüner Gentechnik auseinandersetzen.
Wir beschäftigen uns mit der Problemfrage: „Grüne Gentechnik – Ein berechenbares Experiment mit unseren Nutzpflanzen?“
Uns würde interessieren wie Sie als Vorsitzender der grünen Bundestagsfraktion und promovierter Biologe zu dem Thema stehen.
Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns folgende Fragen beantworten könnten:
1. Wie schätzen Sie das Risiko von allergischen Reaktionen auf gentechnisch veränderte Pflanze ein? Halten Sie die von der EU vorgeschriebenen allergologischen Tests für ausreichend? Ist das Allergierisiko nicht genauso hoch wie bei Neuzüchtungen und exotischen Pflanzen?
2. Halten Sie die Angst vor der Verbreitung neuer Antibiotikerresistenzen (aufgrund von Markergenen) für berechtigt?
• Wenn ja, wie kann darauf in der EU/Deutschland reagiert werden?
3. Wie schätzen Sie den Anbau von dem Bt-Mais MON810 in der EU bezüglich möglichen gesundheitlichen und umweltschädigenden Faktoren ein?
• Wird die Artenvielfalt in den Maisfeldern nicht eher gewahrt, da Bt-Mais so spezifisch nur auf die Larve des Maiszünslers wirkt?
4. Befürchten Sie weitere negative gesundheitliche Auswirkungen durch den Verzehr gentechnisch veränderter Lebensmittel? Zum Beispiel Organschäden, Tumorbildung?
• Wenn ja, sollte der Import von gentechnisch veränderten Lebensmitteln eingeschränkt werden?
Wir freuen uns auf Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen,
Ecra Kluge und Meret M.
Sehr geehrte Frau Kluge, sehr geehrte Frau M.,
Zahlreiche Antworten auf Ihre Fragen finden Sie hier: www.gruene-bundestag.de/publikationen/publikation/flyer-keine-gentechnik-auf-aeckern-und-tellern.html
Viele der Aspekte, die Sie interessieren, werden im Zulassungsverfahren bisher unzureichend abgeprüft. Systematische Analysen liegen nicht vor.
Das möchten wir ändern, und die Zulassungsverfahren unabhängiger, umfassender und realistischer gestalten. Die Begleitforschung zum Anbau von gentechnisch verändertem Mais hat z.B. gezeigt, dass unter realen Bedingungen der Pollen viel weiter verbracht wird, als im Labor berechnet. Das zeigt, dass nicht alle Risiken ausreichend vorab erfasst werden. Diese Feststellung gilt auch für die Wirkung von Bt-Mais auf Nichtzielorganismen.
Eines der wichtigsten Prinzipien in der EU ist das Vorsorgeprinzip. Das besagt, dass wir nur Produkte und Verfahren auf den Markt lassen wollen, deren Unbedenklichkeit sicher ist. Und dass wir nur das zulassen sollten, was rückholbar ist.
Für Gentechnisch Veränderte Organismen (GVO) wird häufig mit dem Versprechen der Umweltfreundlichkeit geworben. Das sehen wir anders. Die meisten GVO kommen mit einer Herbizidtoleranz, ihr Anbau ist also verbunden mit dem Einsatz von Pestiziden - die wiederum auch Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit haben.
Unserer Auffassung nach gibt es auch das Recht, sich aus ethischen Überlegungen gegen GVO zu entscheiden, wie es etwa der ökologische Landbau tut.
Wir wollen v.a. Wahlfreiheit sicherstellen. Deshalb ist uns eine eindeutige, umfassende Gentechnik-Kennzeichnung sehr wichtig.
Wir hoffen, Ihnen hiermit weitergeholfen zu haben und wünschen viel Erfolg bei Ihrer Präsentation.
Herzliche Grüße,
Team Dr. Hofreiter