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Anton Hofreiter
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Frage von Tim J. •

Frage an Anton Hofreiter von Tim J. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Hofreiter!

Unsere Tochter (9 Jahre) meinte neulich, sie fände es ungerecht, dass manche Leute so viel und manche Leute so wenig oder sogar gar kein Geld hätten. Viel besser wäre es doch, wenn man das Geld abschaffen würde, schlug sie vor. Man könne es dann ja so machen, dass jeder im Supermarkt pro Person vielleicht 15 Sachen nehmen dürfte und wenn es große Sachen wären, dann nur fünf. Außerdem (und ich vermute, dass dies ein relativ wichtiger Aspekt für sie war) könnte sie dann auch ein Pferd haben - würde ja nix kosten ;-)

Ich habe dann versucht, ihr zu erklären, dass Geld eine gute Sache ist und warum es eigentlich so ist, dass manche Leute reich und manche arm sind, aber leider kam ich sehr schnell ins Stottern und schließlich gab ich in Ermangelung guter Argumente auf.

Wären Sie vielleicht so freundlich und würden das für mich übernehmen?

Mit freundlichen Grüßen,
T. J.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Hansen,

vielen Dank für Ihre Frage. Ihre Tochter hat vollkommen Recht. Armut muss und darf es in einem so reichen Land wie Deutschland nicht geben. Damit ist nicht die relative Armut gemeint, sondern die absolute Armut. Das Grundgesetz und das Bundesverfassungsgericht verlangen die Bereitstellung eines sozio-kulturellen Existenzminimums. Damit ist eine Grundsicherung gemeint, die es allen Menschen ermöglicht, selbstbestimmt an der Gesellschaft teilzuhaben. Leider ist das jedoch hierzulande nicht immer und überall der Fall.
Ihrer Tochter würde ich sagen, dass Politikerinnen und Politiker dafür kämpfen sollten, dass Menschen nicht in (absoluter) Armut leben müssen und alle die gleichen Chancen haben sollten. Reichtum ist nur dann gerechtfertigt, wenn er nicht überbordend ist und wenn er aus eigener Leistung, also aus eigener Arbeit entsteht.
Problematisch wird Reichtum immer dann, wenn er so hoch ist, dass die Menschen gar nicht mehr wissen, was sie damit anfangen können und wenn er sich verfestigt. Die Verfestigung von Reichtum bedeutet, dass wenige Reiche immer mehr Geld bekommen und der Reichtum auch nicht mehr aus eigener Anstrengung entsteht.
Leider ist aber all das in Deutschland der Fall. Reichtum nimmt zu, insbesondere die Zahl der Superreichen, verfestigt sich und wird vor allem durch Erbschaft und Schenkungen erworben. Dem muss Politik entgegentreten, denn diese Entwicklung ist Gift für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

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