Frage an Anton Hofreiter von Klaus F. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Hofreiter,
Ich bin 1986 nach Namibia ausgewandert und bin nach 29 Jahren in Afrika seit Juni 2015 wieder zurück in Deutschland. Ich arbeite derzeit an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft am Thema Erhaltung Pflanzengenetischer Ressourcen. Durch die Umstände habe ich meine deutsche Staatsbürgerschaft verloren und habe jetzt die namibische. Ich habe eine Kamerunerin geheiratet und wir haben drei Kinder (8, 4, und 3 Jahre). Da ich mich nun wieder in Deutschland etabliert habe, möchte ich natürlich meine Kameruner Familie nach Deutschland holen und ihnen eine Perspektive auf Bildung und ein Leben in Sicherheit und Frieden geben. Ich habe alles für das Kommen meiner Familie vorbereitet, eine große (und teure) Wohnung in Freising angemietet, die Kinder in Schule bzw. Kindergarten für das neue Schuljahr angemeldet und hatte gehofft, nachdem wir den Prozess mit den Visaanträgen bereits Ende Februar begonnen haben, dass meine Familie im Sommer nun einreisen darf, aber bis jetzt ohne Ergebnis. Die Wohnung hier zu bezahlen und daneben noch die Familie in Kamerun unterstützen, bedeutet für mich im Lohntarif TV-L 13 eine große finanzielle Last, die ich nicht mehr lange durchhalte. Ich wollte ausprobieren/beweisen, ob und wie es möglich ist, eine legale Migration nach Deutschland zu erreichen. Mein Fazit ist, dass legale Migration entweder nicht unterstützt, vielleicht sogar nicht gewollt wird. Man braucht einen Antragsteller die Einreise nicht zu verweigern, es genügen die bürokratischen Barrieren und den Antragssteller finanziell durch einen in die Länge gezogenen Genehmigungsprozess "auszuhungern". Wenn dies so gewollt ist, dann finde ich das für ein Land wie Deutschland erbärmlich und es muss sich etwas ändern! Sie sagen ja auch, dass Migration und Asyl/Flüchtlingsrecht getrennt werden müssen. Im Moment werden Menschen gezwungen auf (oft gefährlichere) Alternativen ausweichen und Deutschland wäscht seine Hände in Unschuld!
Dr. Klaus Fleissner
Sehr geehrter Herr Dr. Fleissner,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Zunächst möchten wir betonen, dass uns die Schwierigkeiten, die Sie schildern, sehr leid tun. Sie zeigen exemplarisch, wie kompliziert die legale Migration nach Deutschland ist. Wie Sie richtig sagen, wollen wir Grüne Flucht/Asyl und Migration voneinander trennen. Auch dies wäre einer von vielen nötigen Bausteinen, um Fluchtursachen zu bekämpfen.
Als Opposotionsfraktion können wir derzeit wenig Konkretes im Bundestag voranbringen. Leider versuchen die Unionsfraktionen derzeit ja sogar, unter dem Eindruck terroristischer Anschläge, das Rad zurückzudrehen und die Doppelte Staatsbürgerschaft zurückzunehmen, wie Sie sicher jüngst den Medien entnommen haben.
Insofern können wir Ihnen momentan nur empfehlen, Ihre Erfahrungen und Ihre Situation bei Parlamentariern der CDU/CSU vorzubringen.
Mit freundlichen Grüßen
Team Dr. Anton Hofreiter MdB