Frage an Anton Hofreiter von Bodo S. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Dr. Hofreiter,
in der Sendung "Günther Jauch" am Sonntag zum VW-Skandal nannten Sie das Toyota-Wasserstoffauto beispielgebend für eine zukunftsweisende Autotechnologie , das es aber nicht von deutsche Herstellern gebe.
Ich wusste bisher noch nicht dass die Grünen die Wasserstofftechnologie zum Fahrzeugantrieb favorisieren - ist das in der Partei diskutiert oder eine private Äußerung von Ihnen ? Haben Sie dabei berücksichtigt, dass das "Wasserstoffauto" ein Elektrofahrzeug ist, das nur statt der eingeführten und problemlos handhabbaren Akkutechnik eine Brennstoffzelle verwendet, eine äußerst diffizile Technologie, die seit über 20 Jahren -zig Millionen Euro Fördergelder erhält, ohne serientauglich zu werden, die zudem mit Wasserstoff einen extrem schwierig zu beherrschenden "Treibstoff" verwendet, der nicht nur arg diffusionsfreudig ist und unter enormem Druck gelagert werden muss, sondern auch zur Erzeugung enorme Energie benötigt, erzeugt man ihn per Elektrolyse und nicht aus Erdöl ? Haben Sie auch bedacht, dass für die massenhafte Einführung dieser Technik ein Wasserstoffverteilnetz enormer Dimension nötig wäre ? Finden Sie es dann nicht vielleicht doch angemessener, auf akkubetriebene E-Autos zu setzen, die technologisch ausgereift und sehr energieeffizient sind und die mit dem Stromnetz ein fertiges Versorgungssystem haben, wo es nur noch mehr Ladestationen bräuchte ? Die Mobilität nimmt damit an der Energiewende teil und wird jedes Jahr ein Stück sauberer, derweil sparsame Verbrenner- oder Hybridfahrzeuge lebenslang gleiche Schadstoff- und CO2-Mengen ausstoßen !
Die Distanz von Grünen und Umweltbewegten zur E-Mobilität und die Begeisterung für "das Wasserstoffauto" irritiert mich oft, dies spielt mit der von der Autoindustrie aus klarem Eigeninteresse geschürten Skepsis gegen E-Autos zusammen und verhindert die schnelle Verbesserung des Verkehrs (leiser, Schadstoff- und CO2-ärmer) !
Sonnige Grüße,
B. Schneider-Schrimpf
Sehr geehrter Herr Schneider-Schrimpf,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Die von Ihnen genannten Schwierigkeiten beim Einsatz von Wasserstoff als Treibstoff sind uns bekannt. Auch wenn es bei den Elektro-Autos mit Akkus ebenfalls noch größere Schwierigkeiten gibt (begrenzte Reichweite, mangelndes Ladesäulennetz, problematisch Substanzen in den Akkus etc.) sehen wir bei den Grünen keine "Distanz" zur Elektromobilität.
Ganz im Gegenteil, wir fordern einen beschleunigten Einstieg in die Elektromobilität doch auf allen Ebenen: von unseren Kommunalpolitikerinnen und -politikern, die in Gemeinde- und Stadträten die Anschaffung von Elektroautos und die Einrichtung von Ladesäulen z.B. an kommunalen Liegenschaften fordern bis hin zur Bundesebene, wo wir ebenfalls nachdrücklich fordern, die Rahmenbedingungen für mehr Elektromobilität und mehr Forschung zu setzen.
Ein Beispiel dafür finden Sie hier:
http://www.gruene-bundestag.de/themen/verkehr/elektromobilitaet-entschlossen-foerdern_ID_4394428.html
Dennoch sind wir der Auffasssung, dass es nicht "einen" Königsweg für die Mobilität der Zukunft gibt. Es gilt, alle möglichen Wege auszutesten, ergebnisoffen in Forschung zu investieren und abgesehen davon massiv den öffentlichen Verkehr auszubauen.
Mit freundlichen Grüßen
i.A. Team Hofreiter