Frage an Anton Hofreiter von Stephan C. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Hofreiter,
laut dpa haben Sie dazu aufgerufuen, die derzeit stattfindende Masseneinwanderung als "Chance" zu begreifen.
Sie begründen Sie mit dem angeblichen Fachkräftemangel und den Herausforderungen einer schrumpfenden Gesellschaft. Hierzu meine Anmerkungen und Fragen,
um deren Beantwortung ich Sie bitten möchte:
1. Vor kurzem lief im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine Reportage unter dem Titel "Das Märchen vom Fachkräftemangel". Darin wurde mit dem von der Politik immer wieder postulierten Mythos, es gäbe diesen, umfassend aufgeräumt. Ein Mangel an Fachkräften ist demnach nur regional oder branchenbezogen festzustellen. Beides ließe sich jedoch schon durch eine entsprechende innerdeutsche Migration signifikant reduzieren.
Eine persönliche Anmerkung hierzu: Dies deckt sich auch mit meinen persönlichen Erfahrungen in der Automobil-/Maschinenbaubranche.
Meine Frage:
- Auf was stützen sich somit Ihre Aussagen, es gäbe flächendeckend einen Mangel an Fachkräften?
2. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime hat kürzlich, in einem persönlich als triumphal empfundenen Ton verkündet, dass von den ca. 800.000 Asylbewerbern etwa 80 % Muslime seien.
Meine Frage:
- Liege ich falsch mit der Annahme, dass der Grund Ihres Aufrufes auch darin zu sehen ist, dass Sie eine größere muslimische Bevölkerung in Deutschland als erstrebenswert erachten?
3. Persönlich kann ich mich an keine Aussage von Ihnen oder Ihrer Partei aus den letzen Wochen und Monaten erinnern, in der es um die Möglichkeit der Rückkehr der Flüchtline aus etwa Syrien geht. Es ist im Regelfall nur die Rede davon, dass diese Menschen alles hinter sich gelassen haben und vor Gewalt und Verfolgung flüchten.
Meine Frage:
- Wie sollte Ihrer Meinung nach auf die eigentliche Fluchtursache, das Treiben des IS, reagiert werden und sollte man sich Ihres Erachtens überhaupt auf das Thema der Rückkehr der Flüchtlinge konzentrieren?
Mit freundlichen Grüßen
Stephan Carstensen
Sehr geehrter Herr Castensen,
vielen Dank für Ihre Fragen.
Der Bedarf an Fachkräften wird halbjährlich von der Bundesagentur für Arbeit ermittelt. Die Analyse nennt sich Fachkräfteengpassanalyse und aus ihr wird eine Positivliste der Berufe mit Engpässen erstellt. Nähere Infos finden Sie hier: http://www.statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Arbeitsmarktberichte/Fachkraeftebedarf-Stellen/Fachkraeftebedarf-Stellen-Nav.html
Zu Ihrer zweiten Frage: Weder Herr Hofreiter noch Bündnis 90/DIE GRÜNEN streben eine Erhöhung oder Verminderung des Anteils einzelner Religionsgemeinschaften an. Hintergrund der erhöhten Zuwanderung, die wir momentan erleben ist, dass sich weltweit derzeit so viele Menschen auf der Flucht befinden wie zuletzt zur Zeit des 2. Weltkriegs. Ein erheblicher Teil davon stammt aus muslimisch geprägten Ländern. So sind allein vor den gewaltsamen Auseinandersetzungen des syrischen Bürgerkriegs und des Vorrückens des IS Millionen von Menschen geflohen. Humanitäre Hilfe für alle betroffenen Menschen muss das oberste Gebot sein.
Solange sich die militärische Lage im Bürgerkriegsland in Syrien nicht ändert, ist an eine Rückkehr von Flüchtlingen nicht zu denken. Dort besteht nach wie vor in weiten Teilen des Landes Lebensgefahr für die Betroffenen.
Mit freundlichen Grüßen
Team Hofreiter