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Anton Hofreiter
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Tilman K. •

Frage an Anton Hofreiter von Tilman K. bezüglich Umwelt

Wie beurteilen Sie die Notwendigkeit, im Ausschreibungen im Beschaffungswesen von Bundestag, Ministerien und anderen im Einfluss der Bundesregierung stehenden Behörden auf Büro- und Kmmunikations- und Organisationstechnik ohne Teile aus Neodym (Magnetkerne von Kopfhörern etc.) abzustellen?

Was werden Sie bzw. die Fraktion der GRÜNEN dahingehend unternehmen?

Was werden Sie (,,,) hinsichtlich einer entsprechenden öffentlichen Bewußtseinsbildung unternehmen?

Hinweise:

- Die Gewinnung von Neodym findet v.a. in China, das etwa 97% des Weltaufkommens an Neodym abdeckt, unter ökologisch respektive gesundheitspolitisch unzumutbaren Umständen statt.

- Z.B. die Kopfhörerindustrie bewirbt ihre Produkte u.a., indem sie Neodym-Kerne als besonderes Qualitätsmerkmal herausstellt, das jedoch zumindest als in der Bürotechnik weitgegehend irrelevant zu bewerten sein wird.

- In Elektronikgroßmärkten ist den Mitarbeitern die Neodym-Problematik einschlägiger Produkte in der Regel nicht oder zumindest nicht hinreichend bekannt.

- Statt Neodym ist oft Ferrit verwendbar.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Kluge,

vielen Dank für Ihre Fragen.

Neodym ist nicht der einzige Rohstoff, dessen Produktion unter unzumutbaren Umständen erfolgt. Ein Verzicht im öffentlichen Beschaffungswesen auf diesen einen Stoff alleine würde das Grundproblem nicht lösen.

Deshalb wollen wir Grüne Instrumente für ein verbessertes Rohstoffrecycling und -substitution entwickeln und natürlich die ökologischen und sozialen Produktionsbedingungen in den Ländern mit einschlägiger Rohstoffförderung verbessern.

Die Versorgung mit Rohstoffen zählt zu den strategisch bedeutendsten Themen für die deutsche Wirtschaft. Die deutsche Industrie ist bei fast allen metallischen Rohstoffen von Importen abhängig. Kein Auto, keine LED und keine Solarzelle kommt ohne Schlüsselrohstoffe wie Kobalt, Platin oder Seltene Erden aus. Die Transformation zu einer grünen, also klimaneutralen und ressourceneffizienten Ökonomie, ist ohne die strategisch wichtigen High-Tech-Metalle undenkbar. Wenn nicht durch gezielte Effizienzsteigerungen bzw. Einsparungsmaßnahmen gegengesteuert wird, wird durch die rasche Entwicklung im Bereich von High Tech und grünen Industrien die Nachfrage nach strategischen Rohstoffen wie Seltenen Erden in den kommenden Jahrzehnten weiter steigen. Deshalb haben wir in unserem Antrag "Nachhaltige und gerechte Rohstoffpolitik - Innovationsstrategie für die Wirtschaft" (http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/135/1713568.pdf) Wege aufgezeigt, wie wir zu einer effizienten, sparsamen und verträglichen Nutzung von Rohstoffen kommen können.

Weitere Informationen dazu finden Sie auch in unserem Fraktionsbeschluss zu einer "Grünen Rohstoffstrategie": http://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/fraktion/beschluesse/gruene_rohstoffstrategie.pdf

sowie auf unserer Themenseite im Internet: http://www.gruene-bundestag.de/themen/wirtschaft/gruene-rohstoffstrategie_ID_376600.html

Es braucht eine sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft hin zu mehr Effizienz in allen Bereichen sowie Forschung und Entwicklung von Ersatz für kritische Rohstoffe, bei denen soziale und ökologische Schäden beim Abbau zu schwerwiegend sind. Es ist an der Bundesregierung, nun die richtigen Weichen zu stellen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Markus Büchler, Mitarbeiter

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