Frage an Anton Hofreiter von Martina L. bezüglich Senioren
Sehr geehrter Herr Dr. Hofreiter,
Sie wollen Transparenz in vielen Bereichen und Schutz für die, die es nie einfordern können: Umwelt, Klima, Natur. Das ist richtig, genau wie ein besonders Hingucken, wenn Menschen noch nicht für sich sprechen können.(Kinder) Bisher hat noch niemand Ihrer Partei einen Dementenschutz eingefordert, der auch offiziell mehr sein sollte als ein Weglaufsperrsystem. Bei Kindern geht es ja auch im Kinderschutz nicht nur um sichere Kindersitze. Könnten Sie sich für einen zusätzlichen Dementenbeauftragten stark machen für die, die nicht mehr für sich sprechen können? Natürlich sind viele auf Grund des Alters auch oft körperlich behindert. Aber Sie haben nicht ansatzweise die Lobby, die Gott sei Dank behinderte Menschen jetzt haben.
Schutz und Fürsorge sind wichtig. Ein Whistleblowersystem, in dem Pfleger und Bestatter einmal offen reden könnten, wäre hilfreich, so wie Kampagnen, die die Bevölkerung jetzt in die Heime schickt. Auch weiterhin wird das Personal fehlen und es wir ja auch aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge immer schlimmer werden. Im Umweltschutz denkt Ihre Partei in Jahrmillionen, denken wir doch auch im Altenschutz - muss es geben - weiter.
Zynisch kann man feststellen, dass die hilflosen Alten vor einer Gefahr bewahrt sind: Keine Datenkrake will mehr etwas von ihnen. Sie sind uninteressant geworden - vor allem für die Wirtschaft. Mit Sorge denke ich an das Handelsabkommen mit Amerika. Passen Sie da auch auf. Gesetze, Papier und Geld allein kann nie schützen. Das können immer nur Menschen - und das gilt im Pflegebereich ganz besonders, dann wenn man nicht mehr zu den erfolgreichen Deutschen gehört, es vielleicht auch nie war.
Aber Erfolg ist ja nicht alles im Leben.
Mit freundlichen Grüßen
Martina Lenzen
Sehr geehrte Frau Lenzen,
vielen Dank für Ihren Beitrag auf abgeordnetenwatch.de. Herr Dr. Hofreiter hat mich gebeten, Ihnen zu antworten.
Wir Grüne betrachten das Thema Pflege als eine der Zukunftsaufgaben. Unsere vehemente Forderung nach der zügigen Umsetzung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff trägt dabei auch der wachsenden Zahl von Menschen mit demenziellen Erkrankungen Rechnung, die bisher weitestgehend durch das Raster der Sozialen Pflegeversicherung fallen. Leitgedanke ist dabei für uns Grüne stets allen Pflegebedürftigen - dasselbe gilt für PatientInnen oder auch Menschen mit Behinderungen - ein Höchstmaß an Souveränität, Selbstbestimmung und sozialer Teilhabe zu ermöglichen, ihre Würde und Rechte zu wahren. Das bedeutet für mich unter anderem auch Schutz von Menschen mit Demenz. Dies kann und darf sich in der Tat nicht darin erschöpfen, Menschen mit Demenz etwa zu fixieren. Dazu ist eine breite politische und gesellschaftliche Debatte notwendig und auch viel, viel Aufklärungsarbeit. Ein gutes Beispiel liefert etwa das Projekt "ReduFix" ("Projekt und Schulungsmaßnahme zur Reduktion freiheitsentziehender Maßnahmen in der Altenpflege"), das zeigt, dass durch gezielte Schulung und Aufklärung in den Einrichtungen die Fixierung (insb. demenziell erkrankter) pflegebedürftiger Menschen deutlich reduziert werden konnte.
Ihren Vorschlag der Schaffung eines "Dementenbeauftragten" gebe ich gerne in unsere interne Diskussion weiter. Ich will aber der Vollständigkeit halber darauf hinweisen, dass die schwarz-rote Koalition die bisherige Stelle des Patientenbeauftragten der Bundesregierung mit Beginn des Jahres erweitert hat um das Feld der Pflege. Das stellt durchaus einen gewissen Fortschritt in der Wahrnehmung dieses wichtigen Politikfeldes dar, den wir auch aus der Opposition heraus positiv gewürdigt haben.
Das von Ihnen angesprochene Handelsabkommen sehen wir Grüne überaus kritisch und fordern einen Stopp der Verhandlungen.
Mit freundlichen Grüßen
i.V. Dr. Markus Büchler, Mitarbeiter