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Anton Hofreiter
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Patrick H. •

Frage an Anton Hofreiter von Patrick H. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Dr. Hofreiter,

ist von den Grünen eine Initiative geplant, um etwas gegen unseren gesellschaftlichen Wahn zu unternehmen, alles in Plastik zu verpacken?
Gibt es Ideen weichmacherfreie Bio-Plastik zu fördern oder politisch etwas gegen reguläre Rohöl-Plastik mit Weichmachern zu unternehmen?

Hintergrund ist folgender:
Heute ist Plastik ja leider allgegewärtig, vor allem bei
Lebensmittelverpackungen oder -gefäßen. Die schädlichen Auswirkungen von Weichmachern in Plastikverpackungen, die sich ablösen und ins Essen wandern, sind bereits lange bekannt. Wasser in Plastikflaschen wurde von Wissenschaftlern auf
hormoneller Ebene bereits als Kläranlagenabwasser bezeichnet. Unzählige
Studien bringen die Weichmacher, die als endokrine Disruptoren wirken
(greifen ins Hormonsystem ein) mit hormonell bedingten Krebserkranungen,
deren Zahl in der Tat steigt, und mit der über die letzten Jahrzehnte
schwindenden Fruchtbarkeit von Männern in Verbindung.

Alternativen gibt es durchaus. Beispielsweise Bio-Plastik komplett ohne
Weichmacher und aus nachwachsenden Rohstoffen, statt aus Rohöl. Meiner
Meinung nach müsste unsere Regierung mehr dagegen
unternehmen, da die EU-Grenzwerte einfach nur "Hausnummern" ohne
wissenschaftliche Basis sind, da Grenzwerte bei hormonell wirkende Stoffen
weniger Sinn machen, als bei bspw. toxisch wirkenden Stoffen.

Durch Flüsse, Müllexport in Länder, die sich nicht darum sorgen und
falsche Mülltrennung gelangt auch immer mehr Plastik in die Weltmeere und
anders als Metalle oder Papier, zersetzt sich Plastik nicht chemisch,
sondern die schädlichen Weichmacher und die anderen Stoffe lösen sich
lediglich in kleinere Partikel ab, und können damit auch in die marine
Nahrungskette gelangen. Man kann u.a. Bisphenol A-Konzentrationen bereits
bei Säuglingen messen.

Ich finde, dass das ein Thema der Grünen sein sollte, das wesentlich mehr
Beachtung findet, denn seien wir ehrlich: Wen kümmert es sonst?

Mit freundlichen Grüßen
Patrick Helpap

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Helpap,

vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Plastikverpackungen und Plastikmüll. Sie sprechen ein sehr ernstes Thema an, das dringend angegangen werden muss.

Grundsätzlich gibt es neben der Strategie der Müllvermeidung eine einfache Strategie gegen die negativen Auswirkungen von Kunststoff- und Plastikmüll und die heißt: Weg vom Öl, also weg vom Mineralöl als Basis der Kunsstoffproduktion. Stattdessen sollten dort, wo Kunststoffverpackung nicht oder nur schlecht vermeidbar sind, nachhaltige, recyclebare Stoffe zum Einsatz kommen. Obwohl es längst Alternativen in Form von Biokunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen gibt werden Kunststoffe nach wie vor fast ausnahmslos aus Erdöl gefertigt.

Diese Biokunststoffe gilt es zu stärken. Dafür wollen wir beispielsweise die Ökosteuer-Befreiung von nicht-energetischem Roh-Öl abschaffen. Auch gilt es die Verbreitung von Plastiktüten zurückzudrängen.

Außerdem dränden wir seit längerem, die Bundesregierung, das Problem Meeresmüll anzugehen. Noch im Juni 2013 hatte die Bundesregierung auf unsere Nachfrage geantwortet, sie werde einen runden Tisch „Meeresmüll“ initiieren. Leider blieb es bislang bei der reinen Ankündigung.

Die Grünen im Deutschen Bundestag wollen das Thema weiter voranbringen.

Mit freundlichen Grüßen

Team Dr. Hofreiter MdB

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