Frage an Anton Hofreiter von Kanstansin K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Herr Dr. Hofreiter,
ich habe gerade Ihre Antwort vom 14.01.2014 an Frau A. gelesen.
Es gibt auch genug Hinweise und Berichte, dass das Thema Fachkräftemangel von den Arbeitgebern erfunden bzw. dramatisiert wird. Um Lohndumping durchzuführen und/ oder um Ausbildungs-und Weiterbildungskosten zu sparen. Siehe diesen Bericht:
http://www.migazin.de/2014/01/15/fachkraeftemangel-%E2%80%93-gibt-es-den-ueberhaupt/
Ist es nicht vielmehr so, dass die Arbeitgeber bei einem höheren Angebot an Arbeitskräften generell eine bessere Auswahl haben und mehr Möglichkeiten haben, auf die Beschäftigten Druck auszuüben? Fallen dann nicht Kranke, Menschen mit anderen "negativen Gegebenheiten", Ältere usw. diesen neuen Umstände als Erste zum Opfer?
So ist das m.E. auch bei Krankheiten und Krankmeldungen. Aus Angst vor dem Arbeitsplatz gehen viele krank zum arbeiten.
Sehen Sie diese Probleme nicht?
Wenn ich mich recht erinnere, haben die Grünen früher selbst die Arbeitslosenstatik kritisiert.
Diese wird oft als geschönt bezeichnet, z.B. in diesem Bericht- wie Sie sehen wird in dem Bericht beschrieben, wie geschummelt wird:
Und selbst in Ihrer Antwort verlinken Sie einen Link, in dem hervorgeht, dass zwar ein Teil der sogenannten Armutszuwanderer gut ausgebildet ist- was aber ist mit den anderen?
Wäre es nicht besser, wenn sich die Politik den Problemen wirklich stellen würde?
Aus meiner Sicht hilft nur eine europaweite Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit.
Was tut Ihre Partei dagegen?
Mit freundlichen Grüßen
Kanstansin Kavalenka
Sehr geehrter Herr Kavalenka,
vielen Dank für Ihre Frage. Dass es bei Zuwanderung und Integration Probleme gibt, stellt kaum jemand in Abrede. Dennoch sind wir Grüne überzeugt, dass der gesellschaftliche und nebenbei auch ökonomische Vorteil der offenen Grenzen, die sog. Freizügigkeit in der EU überwiegt, insbesondere für Deutschland.
Dass es innerhalb Europas große wirtschaftliche Ungleichgewichte gibt, ist ebenfalls klar. Diese Ungleichgewichte sind das eigentliche große Problem in der EU. Deshalb muss man alles daran setzen, diese Ungleichgewichte abzubauen. Eine Beschränkung der Freizügigkeit wäre hierfür keine geeignete Lösung. Ebenso ungeeignet ist die Austeritätspolitik der Bundesregierung, mit der sie verschuldete und ökonomisch schwächere Staaten wie Griechenland weiter in die Krise und Menschen in die Armut treibt. Vielmehr braucht es eine gemeinsame europäische Verantwortung sowohl für die Schuldenpolitik wie auch für die Wirtschafts- und Sozialpolitik.
Wir Grüne würden die wirtschaftlichen Ungleichgewichte in der EU sehr gerne reduzieren unter anderem mit einem gemeinschaftlichen europäischen Invetitionsprogramm, das wir "Green New Deal" nennen, sowie weiteren Maßnahmen. Einzelheiten finden Sie z.B. in unserem Europawahlprogramm, das wir erst vergangenes Wochenende auf unserem Bundesparteitag beschlossen haben. Das fertige Programm steht demnächst unter www.gruene.de - der Entwurf steht hier:
http://www.gruene.de/partei/europa-veraendern-der-entwurf-zum-gruenen-europa-wahlprogramm.html
Mit freundlichen Grüßen
Team Dr. Toni Hofreiter MdB