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Ansgar Heveling
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Frage von Andreas R. •

Frage an Ansgar Heveling von Andreas R. bezüglich Kultur

Mit 36 Jahren gehöre ich zur Fernseh-Generation, wenngleich ich auch die Angebote des Internets täglich nutze. Mir ist aufgefallen, dass sich das Medienverhalten der jüngeren Generationen doch massiv von meiner Generation unterscheidet und ich möchte nachfolgend auf einige damit verbundene Problemstellungen hinweisen.

1. Für mich sind Stars vor allem Personen, die regelmässig im Fernsehen auftauchen, ob Jauch, Madonna oder Heidi Klum. Die junge Generation sucht ihre Stars heute jedoch zunehmend woanders: YouTube-Kanäle haben mittlerweile mehrere Millionen (!) Abonnenten. Stars sind vielfach Heranwachsende, die mit lustigen Sprüchen aus ihrem Leben berichten, Fussballergebnisse kommentieren oder Schminktipps geben. Viele Menschen über 25 kennen diese Stars nicht, aber sie haben massiven Einfluss auf eine ganze Generation.

2. Die Inhalte des staatlichen Fernsehens werden heute durch Rundfunkräte bestimmt, auch Privatfernsehen unterliegt Kontrollen. Für YouTube gilt dies freilich nicht, allenfalls durch die AGB von YouTube und US-Gesetze. In den USA herrschen andere Moralvorstellungen: Sexualität ist tabu, Gewalt ist erlaubt. Mit anderen Worten: Das Leitmedium der neuen Generation ist der Kontrolle durch deutsche Gesetze entglitten.

3. Ich bin ein grosser Fan wissenschaftlicher Dokumentationen. So schaue ich schon einmal eine Dokumentation auf YouTube. Es fällt auf, dass sich nach Eingabe entsprechender Suchbegriffe regelmässig zwielichtige Videos in die Ergebnisse schleichen. So wird behauptet, die Welt sei 6000 Jahre alt oder der Islam propagiert. Weiss die Jugend was verlässlich ist?

4. Bekannt ist, dass Konzerne mittlerweile die neuen Stars im Internet finanzieren. So wird aus einem YouTube-Kanal über Mode ein Schleichwerbungskanal über eine bestimmte Modemarke. Wer kontrolliert?

Welche Strategie hat die Bundesregierung, (1) mit dem Kontrollverlust auf neue Medien umzugehen und (2) die Medienkompetenz der Jugendlichen auf diesen Wandel vorzubereiten?

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Reichardt,

haben Sie vielen Dank für Ihre Email vom 19. Juli, die ich mit großem Interesse gelesen habe. Heute komme ich nun gerne auf Ihr Anliegen zurück und bitte die Verzögerung meiner Antwort bedingt durch die parlamentarische Sommerpause zu entschuldigen.

Sie sprechen in Ihrem Schreiben einige sehr wichtige Punkte an. Die Digitalisierung weitet sich seit Beginn der neunziger Jahre rasant auf immer weitere Gesellschaftsbereiche aus. Digitale Technologien sind im alltäglichen Leben angekommen. Das Internet und die damit verbundenen Programme und digitalen Endgeräte sind für die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger zu selbstverständlichen Begleitern geworden. Die darin liegenden Potenziale für lebensbegleitendes Lernen über alle Altersgruppen hinweg sind enorm, jedoch birgt die fortschreitende Entwicklung auch Risiken. Vor allem in Bezug auf Datenschutz und Datensicherheit gibt es erheblichen Aufholbedarf. Gerade junge Menschen, die mit digitalen Medien aufwachsen, können mit diesen zwar anwendungsspezifisch häufig sehr gut umgehen, es mangelt ihnen allerdings nicht selten an einem kritischen, distanzierten Beurteilungsvermögen digitaler Technologien und vor allem Inhalte. Die Aufklärung zu verantwortungsbewussten Mediennutzern und zum kompetenten Umgang ist eine der wichtigsten Erziehungsaufgaben unserer Zeit.

Um Eltern und Erziehungsberechtigte in Ihrem Erziehungsauftrag zu unterstützen, muss zukünftig bereits in frühkindlichen Bildungseinrichtungen ein altersgemäßes Heranführen an digitale Medien stattfinden. Gleichzeitig müssen Lehrkräfte und Eltern die Möglichkeit erhalten, sich weitere digitale Kompetenzen anzueignen und eigene Berührungsängste abzubauen um Kinder bei der Entwicklung einer digitalen Selbstständigkeit optimal unterstützen zu können. Weiter muss in Deutschland die Integration digitaler Technologien und Programme sowie digitaler Lernmaterialien im Schulunterricht ausgeweitet und intensiviert werden. Zu diesem Zwecke wurde in diesem Jahr die Initiative „Strategie Digitales Lernen“ gegründet, in der sich Bund und Länder gemeinsam der Zukunft der digitalen Bildung zur Förderung der Medienkompetenz und zur Überwindung der digitalen Spaltung annehmen.

Weiter stellen Sie in Ihrem Schreiben die Frage, wie die Bundesregierung mit einem Kontrollverlust bezüglich neuer Medien umgeht. Wie Sie es in Ihrem Schreiben richtig schildern, unterliegt zum Beispiel die Videoplattform der Youtube LLC nicht wie andere Rundfunkanbieter dem Rundfunkstaatsvertrag und somit lediglich nur einer geringen Kontrolle von Inhalten.

Vor diesem Hintergrund ist es umso erfreulicher, dass im März dieses Jahres die sogenannte Bund-Länder-Kommission zur Reform der Medienordnung ihre Arbeit aufgenommen hat. Die Kommission wird sich unter anderem auch mit der Regulierung von sogenannten Intermediären, zum Beispiel Suchmaschinen, beschäftigen. Weiter soll eine bessere Abstimmung zwischen Markt- und Meinungsmachtkontrolle entwickelt werden. Medienpolitisch gewünschte Kooperationen von Marktteilnehmern müssen die Kartellbehörden zukünftig gemeinsam mit den Landesmedienanstalten begutachten. Außerdem sollen Fortschritte bei der Plattformregulierung erzielt werden. Es wird hier auch um die Frage gehen, ob Plattformen zukünftig einem Medienstaatsvertrag unterliegen. Im Dezember 2016 wird die Kommission ihren ersten Zwischenbericht vorstellen.

Mit freundlichen Grüßen

Ansgar Heveling MdB

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