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Ansgar Heveling
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Frage von Felix A. •

Frage an Ansgar Heveling von Felix A. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Heveling,

Sie nennen sich selbst einen "geschichtsbewussten Politiker", verwechseln jedoch Geschichtsbewusstsein - welches die gesamte Geschichte im Blick hat - mit Populismus - welcher ausschließlich einen passenden Ausschnitt betrachtet.
Sie kommentieren als Gast im Handelsblatt indem Sie von dem geschichtlichen Ereignis "französische Revolution" ausschließlich das positive herausstreichen. Freiheit, Demokratie, Schutz des geistigen Eigentums. Weil es für Sie passend ist, machen Sie den Gedanken des geistigen Eigentums gleichsam zur Idee der französischen Revolution, dabei war es doch John Locke, der diesen Gedanken zuerst durchdachte (100 Jahre vorher!).
Der Citoyen, den Sie so idealistisch beschwören, war zunächst ganz profan an der Verbesserung seiner eigenen Lebenssituation interessiert. Er brauchte was zu essen, deshalb ging er auf die Barrikaden. Und in ihm entlud sich der ganze Hass auf die Obrigkeit, die sie guillotinierten was das Zeug hielt. Dort floss kein digitales Blut, sondern das Blut schuldiger, wie nicht schuldiger Personen. Es war eine Zeit der Willkürherrschaft (v.a. Citoyens Robbespierre und Danton).
Und Sie fordern, dass wir zu diesen Werten zurückkehren sollen! Es ist eine Zeit der Willkürherrschaft, die Sie heraufbeschwören, indem Sie Vorratsdatenspeicherung wiedereinführen wollen (Nutzen laut Max-Planck-Studie minderwertig) und indem Sie das Web 2.0 verteufeln und ihm sein Ende hervor-prophezeien.
Google und Wikipedia tragen Trauer, weil sie eine solche Zeit der Zensur und der Willkür anbrechen sehen.
Was Sie uns in Ihrem Artikel jedoch völlig schuldig bleiben ist folgende Fragestellung:

Woher schließen Sie denn, dass das Web 2.0 zugrunde geht? Wie kommen Sie darauf, dass die digitale Revolution Ihre Kinder "entlassen" wird? Wo aus der Geschichte lesen Sie dies heraus?
Ohne diese Antwort sind Sie in meinen Augen nur ein einsamer Apokalyptiker und kein geschichtsbewusster Politiker!

Mit freundlichen Grüßen
Alze-Plagge

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Sehr geehrte Herr Alze-Plagge,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 31. Januar 2012, die ich mit Interesse gelesen habe.

Mein Gastbeitrag im „Handelsblatt“ vom 30. Januar behandelt den Wert des geistigen Eigentums im Internet.
In der französischen Revolution des Jahres 1789 wurde das geistige Eigentum als Grundlage unserer demokratischen Rechte- und Werteordnung geschaffen. Auch das deutsche Urheberrecht gründet damit auf den Errungenschaften der französischen Revolution. Es entstand damals die bürgerliche Gesellschaft, wie wir sie heute kennen.

Ohne Zweifel profitieren wir alle von den digitalen Entwicklungen und dem großen Nutzen des Internets. Doch damit die Grund- und Werteordnung unserer Bürgergesellschaft auch im Zeitalter des Internets und der digitalen Errungenschaften weiterhin gilt und Fortbestand hat, müssen wir alle unsere Werte, die wir in der realen Welt selbstverständlich leben, auch im Netz vertreten und verteidigen. Dies bringe ich in meinem Gastbeitrag, der sich bewusst einer pointiert-feuilletonistischen Sprache bedient, zum Ausdruck.

Mit freundlichen Grüßen

Ansgar Heveling

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