Frage an Annette Schavan von Steffen F. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Guten Tag Frau Schavan,
ich würde gerne Ihr Statement zur Zurücknahme von G8 im Deutschen Schulsystem hören.
Eine Verbesserung des allgemeinen Bildungsstandes ist bisher nicht zu beobachten. Es gibt natürlich Ausnahmeschüler, aber in meinem Umkreis findet sich kein Kind, dessen Allgemeinbildung sich verbessert hätte. Ein Vorteil für die Jugendlichen, die ein Jahre früher die Schule verlassen ist bisher ebenso nicht messbar. Statt dessen haben die jungen Menschen zwangsweise den Einsatz ihrer Ellenbogen gelernt, vergleichsweise viel Zeit der Kindheit verloren, einen deutlichen Verlust an sozialer Kompetenz erlitten oder sind an den hohen Anforderungen gescheitert.
mit freundlichem Gruß
Steffen Frey
Sehr geehrter Herr Frey,
vielen Dank für Ihre Frage vom 3. Oktober 2012.
Die Diskussion um G8/G9 wird letztlich aus verschiedenen Perspektiven geführt. Und richtig ist auch, dass es verschiedene Ausgangsbedingungen bis hin zu unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten gibt. Diese und andere Fragen wurden seinerzeit im Vorfeld der Einführung von G8 intensiv diskutiert. Dabei spielte zum einen mit hinein, dass deutsche Hochschulabsolventen im internationalen Vergleich durchschnittlich älter sind; zum anderen gab und gibt es die positiven Erfahrungen mit dem zwölfjährigen Abitur zum Beispiel in den neuen Ländern.
Heute ist G8 in allen Ländern eingeführt. Insbesondere in der Bildung gilt, dass eine "Reform der Reform" vor allem Unruhe und erneute Unsicherheiten schafft. Die Institutionen brauchen aber im Gegenteil Stabilität und Berechenbarkeit. Deshalb halte ich eine einfache Rückkehr zu G9 für den falschen Weg. Vielmehr sollte die weitere Umsetzung systematisch vorangebracht und dabei selbstverständlich auch auf die von Ihnen genannten Erscheinungen geachtet werden.
Seien Sie herzlich und mit guten Wünschen gegrüßt.
Ihre Annette Schavan