Frage an Annette Schavan von karin k. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Guten Tag Frau Schavan,
WARUM wollen Sie von Spanien Azbis hierher holen? Wir haben genug Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen. Nur sollten Sie den Grund, WARUM keiner mehr in der Gastronomie, bzw. im Handwerk eine Ausbildung machen möchte, bekämpfen. Seit Jahren haben wir die Entwicklung, dass die Kinder zumindest die Realschule, besser noch, das Gymnasium besuchen müssen, damit sie später im Beruf ordentlich verdienen. Nur, wer klebt dann den Akademikern noch die Fliesen an die Wände? Eine Frage, die man schon längst hätte aufnehmen müssen. Wir brauchen keine Spanier ( nichts gegen sie als Menschen ); was wir brauchen ist eine anständige Bezahlung im Handwerk und in der Gastronomie, so dass es wieder interessant wird dort zu arbeiten. Viele Jugendliche sind handwerklich begabt, scheuen sich aber vor einer Ausbildung im Handwerk. Wen wundert´s?!?
Niemand möchte sein Kind auf der Hauptschule sehen, weil sie der Mülleimer der Nation ist. Auch das gehört geändert. Kinder, die nicht deutsch sprechen, gehören erst auf eine andere Schule, wo sie es erlernen können und werden erst danach, ihren Fähigkeiten entsprechend, eingegliedert. Kinder, die in der 7.,8. oder 9. Klasse auf dem Gymnasium oder der Realschule dohen abzustürzen, gehören von Lehren, die nur für solche Kinder zuständig sind, aufgefangen und wenn sie den Stand der Klasse wieder haben, wieder dorthin eingegliedert. Sie sind ja nun nicht auf einmal dümmer, sondern es sind einfach Umstände, die sie eine zeitlang aus der Bahn werfen. Somit käme es kaum mehr vor, dass Schüler den Abstieg vom Gymnasium auf die Realschule und dann auf die Hauptschule machen würden, wo sie, oftmals, dann überhaupt keine Lust mehr haben und nur den Unterricht stören.
Das Nächste wäre die Hauptschule wieder zu dem zu machen, was sie mal war: Eine Schule für Kinder mit handwerklichen, praktischen Fähigkeiten und Aussicht auf eine gut bezahlte Zukunft.
Längerfristig bestimmt sinnvoller.
Mit freundlichen Grüßen
Karin Köhli
Sehr geehrte Frau Köhli,
vielen Dank für Ihre Nachricht vom 13. Juli 2012.
Im Mittelpunkt der Deutsch-Spanischen Ausbildungskonferenz mit führenden Vertretern von Unternehmen, Bildungsanbietern, Kammern und Gewerkschaften, auf die Sie sich beziehen, standen konkrete Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien vor dem Hintergrund der guten deutschen Erfahrungen mit dem dualen System. Mit der Kooperation sollen ein enger Erfahrungs- und Expertenaustausch zum Berufsbildungssystem sowie Maßnahmen zur Unterstützung der Mobilität von Auszubildenden initiiert werden. Insbesondere sollen deutsche und spanische Unternehmen beim Aufbau einer am dualen System orientierten Ausbildung in Spanien eng zusammenarbeiten.
Der Ausbildungsmarkt in Deutschland hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt. So gab es zum Ende des letzten Vermittlungsjahres bundesweit knapp 30.000 freie Lehrstellen, denen etwa 11.000 unversorgte Bewerber gegenüberstanden. Richtig ist, dass es hier nach Branchen und Regionen zum Teil deutliche Unterschiede gibt.
Bezüglich Ihrer Anmerkungen zu den Hauptschulen möchte ich darauf hinweisen, dass ich mehrfach betont habe, dass die schlichte Abschaffung der Hauptschule keine Lösung ist. Es geht darum, die Schulstrukturen so weiterzuentwickeln, dass bestmöglich auf die individuellen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler eingegangen werden kann. So haben wir beispielsweise sehr gute Erfahrungen mit sogenannten "Praxisklassen" gesammelt, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen seiner Maßnahmen zur Verbesserung der Berufsorientierung unterstützt. Gerade Jugendliche, deren Stärken eher im praktischen Bereich liegen, kommen so zu neuen Erfolgserlebnissen, was sich insgesamt positiv auf den Schulerfolg und den späteren Einstieg in die Berufsausbildung auswirkt.
Seien Sie herzlich und mit guten Wünschen gegrüßt.
Ihre Annette Schavan