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Frage von Konrad M. •

Frage an Annette Schavan von Konrad M. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Bundesbildungsministerin Schavan,

in der Presse kann man oft lesen, dass Sie sich für eine verstärkte Zuwanderung qualifizierter Ausländer einsetzen, weil in Deutschland angeblich ein Fachkräftemangel besteht. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Anwerbung ausländischer Fachkräfte nicht zwangsweise zu einer Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland führt. Ich habe selbst erlebt, wie über Greencards angeworbene IT-Fachkräfte in Deutschland als perfekt deutsch sprechende Spezialisten für Outsourcing gearbeitet haben und gut bezahlte Arbeitsplätze nach Indien auslagern wollten.
Meine Fragen an Sie:
1. Wie schätzen Sie die Gefahr ein, dass durch ausländische Fachkräfte verstärkt Know-how aus Deutschland abfließen wird und dass ausländische Geheimdienste neue Zuwanderungsangebote dazu nutzen werden, Agenten in die deutsche Industrie einzuschleusen?
2. Was halten Sie davon, die Realschulen aufzuwerten und zu versuchen dort mehr Schüler(innen) für ein Studium zu gewinnen? Realschüler(innen) entscheiden sich nämlich überdurchschnittlich oft für naturwissenschaftliche und technische Studiengänge, wenn sie denn z.B. nach der Facharbeiterausbildung ein Studium aufnehmen.
3. Als Ergänzung zu 2: In vielen Bundesländern laufen zurzeit Projekte zur Verschmelzung von Haupt- und Realschulen, weil man damit insbesondere den an Hauptschulen anzutreffenden Migranten ein besseres Lernumfeld bieten möchte. Von Vorteilen für Realschüler ist jedenfalls nie die Rede. Nach aktuellen Berichten müssen lernwillige Schüler(innen) auch oft mit Mobbing und Diskriminierung rechnen, wenn sie lernunwillige Mitschüler haben.
Finden Sie es gerecht, dass die Realschüler(innen) neuerdings zur Bekämpfung der Bildungsprobleme mit Hauptschüler(inne)n eingesetzt werden und als Dank dafür ihre Karrierechancen reduziert werden, weil man sie in Konkurrenz zu angeworbenen, gut ausgebildeten Ausländern treten läst?

Mit freundlichen Grüßen, Konrad Meier

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Meier,

vielen Dank für Ihre Frage vom 21. Oktober 2010.

Aufgrund des demografischen Wandels wird es bei uns in den kommenden Jahren zu einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften kommen. Deutschland muss daher um Talente und Hochqualifizierte aus aller Welt werben. Wenn wir nichts tun, dann besteht die Gefahr, dass der Fachkräftemangel zur größten Wachstumsbremse der deutschen Wirtschaft wird. Darüber sind sich die Experten einig. Darüber hinaus müssen wir insbesondere auch die beruflichen Qualifikationen in den Blick nehmen, die Menschen aus dem Ausland mitbringen, die bereits in Deutschland leben.

Die Kulturhoheit liegt in der Bundesrepublik Deutschland bei den einzelnen Bundesländern. Somit richten sich Ihre beiden anderen Fragen eigentlich an die Länder. Meiner Ansicht nach ist entscheidend, dass die Kinder entsprechend ihren individuellen Voraussetzungen möglichst gut gefördert werden. In welchen Strukturen dies umgesetzt wird, ist zweitrangig. Wichtig ist, dass bei uns kein Bildungsgang in einer Sackgasse endet. Die Bundesregierung will Aufstieg durch Bildung ermöglichen und hat hier mit der Qualifizierungsinitiative eine Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht. Als Beispiel sei hier das "Aufstiegsstipendium" erwähnt. Mehr Informationen dazu finden Sie auf der Internetseite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung http://www.bmbf.de.

Seien Sie herzlich und mit guten Wünschen gegrüßt.

Ihre Annette Schavan