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Frage von betina r. •

Frage an Annette Schavan von betina r. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Schawan,
ich möchte mich der Meinung von K. u. G. S. gerne anschließen. Ihre Äußerungen im Heute Journal vom 18.10.2010 sind schlichtweg realitätsfremd.

Statt für teures Geld (wiedermal vom Steuerzahler) neues Wissen aufzubauen, sollte man vorhandenes Wissen erhalten und nutzen. Ich kenne sehr viele studierte Fachkrafte (mit und ohne Migrationshintergrund), die seit 3 Jahren eine Arbeitsstelle suchen und nicht finden. Absagen werden natürlich nicht kommentiert - wegen dem arbeitnehmer-freundlichen Gesetzt zur Gleichbehandlung. Zwei Berufe, Dipl.-Ing.-Studium und mehrere Fachrichtungswechsel sind heute offensichtlich kein Grund für die Wirtschaft Stellen zu besetzten. Stattdessen ruft man nach qualifizierten Arbeitskräften.

Da stellt sich doch die Frage, was die Wirtschaft oder Sie unter "Qualifiziert" versteht?

Auch die Ausbildung wird ständig in Ihrer Qualität reduziert (3 Jahre zu 4-5 Jahren ist einfach schon ein zeitliches defizit. Zu behaupten. man könne den Lernumfang auch in kürzerer Zeit bei gleicher Qualität erreichen ist schlichtweg auch "realitätsfremd". Wirtschaftlich beziehe ich mich jetzt einfach mal auf das magische Dreieck. Fraglich ist auch die Politik beim Abitur. Ich habe das Gefühl man versucht lediglich die Anzahl der Abiturienten zu erhöhen. Aber macht das ein Volk wirklich schlauer?).

Wie ist das mit den benannten Sehnsüchten der Wirtschaft und Politik vereinbar?

Wo möchte die Regierung eigentlich wirklich hin mit dieser Politik?

Ehrlich gesagt erwarte ich keine ernstgemeinte Antwort. Vielmehr ein Praktikanten-Training für Germanistikstudenten: viel Reden und nichts sagen (Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass Staatlichen Unternehmen fast nur Praktikantenstellen zu vergeben haben?). Aber ein Versuch ist es mir dennoch Wert eine Antwort auf meine Fragen zu erhalten. Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überraschen.

Mit freundlichen Grüßen
Betina Richter

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Richter,

haben Sie vielen Dank für Ihre E-Mail vom 20. Oktober 2010, in der Sie auf die aktuelle Debatte über Lösungsansätze zur Fachkräftesicherung eingehen.

Es besteht kein Zweifel daran, dass es in Deutschland in den kommenden Jahren aufgrund des demographischen Wandels zu einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften kommen wird. Nahezu alle Prognosen kommen zu dem Ergebnis, dass auf mittlere Sicht ein Mangel insbesondere in den Gesundheits- und Sozialberufen, in den Lehr- sowie in den technisch-naturwissenschaftlichen Berufen drohen wird.

Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, Strategien zu entwickeln, um die Menschen, die hier leben, besser auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorzubereiten. Der eingeschlagene Weg zeigt erste Erfolge. So hat sich beispielsweise die Zahl der Studienanfänger deutlich erhöht.

In der von Ihnen erwähnten Nachrichtensendung äußerte ich mich zu der Frage, dass wir im Kontext der Fachkräftedebatte auch die beruflichen Qualifikationen in den Blick nehmen müssen, die Menschen aus dem Ausland mitbringen. Viele der nach Deutschland Zugewanderten und auch viele Deutsche haben in anderen Ländern gute berufliche Qualifikationen und Abschlüsse erworben. Diese können sie aber oft auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht optimal verwerten, weil Bewertungsmaßstäbe und Bewertungsverfahren fehlen. Dabei geht es keineswegs nur um den immer wieder zitierten Arzt, der in Deutschland Taxi fährt, oder den Ingenieur, der auf dem Bau arbeitet. Es geht gerade auch um den großen Bereich der mittleren Qualifikationen: um die Techniker und Facharbeiter, die Krankenschwestern und Pflegekräfte, die dringend gebraucht werden.

Durch eine entsprechende gesetzliche Regelung werden wir die Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen erleichtern. Damit fördern wir die Integration von Zuwanderern, eröffnen diesen Menschen eine neue Lebensperspektive bei uns und erschließen zusätzliche Fachkräfte für unser Land. Wir gehen davon aus, dass das „Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen“ etwa 300.000 Menschen die Chance auf eine Anerkennung ihrer Abschlüsse eröffnen wird.

Ich teile Ihre Auffassung, dass wir in Deutschland mehr dafür tun müssen, um jungen Menschen optimale Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist daher eines der zentralen Anliegen dieser Bundesregierung. Mein Haus unterstützt durch Förderprogramme vor allem Angebote an unseren wissenschaftlichen Nachwuchs, die Anreize zur Schaffung von verlässlichen Karrierewegen bieten. Das vom BMBF finanzierte Internetportal http://www.kisswin.de trägt unter anderem dazu bei, junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im In- und Ausland für eine wissenschaftliche Karriere in Deutschland zu interessieren und zu informieren.

Für Ihren weiteren beruflichen Werdegang wünsche ich Ihnen alles Gute.

Seien Sie herzlich und mit guten Wünschen gegrüßt.
Ihre Annette Schavan