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Annette Schavan
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Frage von Guntram S. •

Frage an Annette Schavan von Guntram S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Schavan,

den Kurs der CDU und der FDP in Sachen Einwanderung von Fachkräften versteht in der Bevölkerung kein Mensch.
Wir haben ein zumindest nach Ausagen vieler Politiker, hervorragendes Bildungssystem, da kann es eigentlich keinen Mangel an Fachkräften geben. Eher steht zu vermuten, dass hier Unternehmer einfach lieber die BILLIGEREN Leute aus dem Ausland holen wollen, die in Deutschland natürlich deutlich mehr als in Marokko o.ä. verdienen.

Da frage Ich Sie mal ganz direkt?

Glauben Sie wirklich, dass Deutsche zu doof sind, um das in einem fachlich verwandten Studium erworbene Fachwissen z.B. in einen Ingenieurberuf zu übertragen?

Sie können mir glauben, dass ich als Ozeanograph in der Lage bin, sogar Rechtsanwälte und Psychologen fachlich und argumentativ in Verlegenheit bringen kann, weil ich das gelernte logische Denken RICHTIG anwende. Ebenso bin ich in der Lage, gesellschaftspolitische Katastrophen, wie die Bankenkrise, mit Hilfe von physikalischen Grundgesetzen zumindest im Groben zu erklären.

Das GLEICHE traue ich auch vielen anderen studierten Menschen in Deutschland zu. Wären Sie bereit, althergebrachte politische Vorstellungen darüber, wie Bildung, Wohlstand und Soziales zu organisieren sind, über Bord zu werfen, wenn ich Ihnen erklären würde, warum Deutschland permanent in gesellschaftspolitische Krisen läuft?

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Seiss,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 18. Oktober 2010, in der Sie auf die aktuelle Debatte über die Zuwanderung von Fachkräften eingehen.

Die Wirtschaftskraft und Innovationsfähigkeit Deutschlands hängen ganz entscheidend von den Qualifikationen und Kompetenzen der Menschen ab, die hier lehren und lernen, leben und arbeiten. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung wird eines besonders deutlich: Wir können es uns nicht leisten, dass Talente - aus welchen Gründen auch immer - nicht genutzt und nicht gepflegt werden. Jeder Mensch in unserem Land braucht die bestmögliche Förderung.

Die Bundesregierung hat bereits wichtige Weichenstellungen vorgenommen, um auf die Herausforderungen frühzeitig zu reagieren, und wird auch weiterhin mit einem Bündel abgestimmter Maßnahmen ihren Beitrag leisten. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Qualifizierungsinitiative für Deutschland und der in dieser Woche vereinbarte Ausbildungspakt.

Darüber hinaus müssen wir aber auch überlegen, wie wir bestehende oder zukünftige Lücken durch eine erleichterte Zuwanderung von Fach- und Spitzenkräften aus dem Ausland schließen können. Darauf zu verzichten, würde nicht nur die Wirtschaftskraft und den Wohlstand unseres Landes sowie die Leistungsfähigkeit unserer sozialen Sicherungssysteme gefährden, sondern auch die Entstehung neuer Arbeitsplätze verhindern. Jeder Wissenschaftler, der in Deutschland forscht, jeder Unternehmer, der eine Firma gründet, jeder Ingenieur, der wissenschaftliche Erkenntnisse in neue Produkte und Dienstleistungen umsetzt, schafft Arbeit für andere Menschen. Eine kluge Zuwanderungspolitik stellt deshalb keine Belastung des heimischen Arbeitsmarktes dar, sondern sie kann ganz im Gegenteil dazu beitragen, bestehende Probleme zu lösen und neue Arbeitsplätze bereitzustellen.

Seien Sie herzlich und mit guten Wünschen gegrüßt.
Ihre Annette Schavan