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Annette Schavan
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Frage von Ulrich U. •

Frage an Annette Schavan von Ulrich U. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Frau Professor Dr. Schavan,

Sie gehören zu den Politikern, die in letzter Zeit wie einige andere Politiker zum Thema Zuwanderung von Fachkräften eine klare Aussage formuliert haben.

Zu diesem Thema ist aber von Interesse, ob es Ihnen bzw. Ihren Kollegen bekannt ist, dass jedes Jahr ca. 100 000 hochqualifizierte Deutsche auswandern.

Wenn es gelänge dass diese Leute nicht mit den Füssen abstimmen, dann wäre viel weniger Anstrengung notwendig, aus dem Ausland Fachkräfte herzuholen.

Mich würde interessieren wie viel Anstrengung unternommen wird Deutsche mit guter Ausbildung hierzuhalten, im Vergleich zur Bemühung (notwendige) Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen.

mit freundlichen Grüßen

Ulrich Urban

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Urban,

vielen Dank für Ihre Frage vom 5. August 2010.

Ich bin ganz Ihrer Meinung, dass es ein grundsätzliches Anliegen der Politik sein muss, gute Lebens- und Arbeitsbedingungen für Hochqualifizierte in unserem Land zu schaffen. Allerdings sind Auslandserfahrungen gerade für Fachkräfte in Führungspositionen mittlerweile nahezu unverzichtbar. Gerade für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist es wichtig, dass sie internationale Erfahrungen sammeln, neue Methoden und Denkweisen kennenlernen und sich mit den Besten ihres Faches vernetzen. Auch aus diesem Grund kann es nicht unser Ziel sein, den Fortzug dieser Menschen aus Deutschland zu verhindern. Vielmehr schaffen wir Anreize dafür, dass sie nach einigen Jahren wieder zurückkommen und neues Wissen und neue Erfahrungen mitbringen zum Nutzen unserer Wirtschaft und Wissenschaft Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert etliche Maßnahmen, um qualifizierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, die im Ausland leben, eine Rückkehroption zu bieten. Ich will nur die wichtigsten davon herausgreifen:

Im Rahmen des Feodor Lynen-Stipendienprogramms fördert die Alexander von Humboldt-Stiftung Forschungsaufenthalte deutscher Nachwuchswissenschaftler bei ehemaligen Humboldt-Stipendiaten in aller Welt. Seit 2007 erleichtert das Feodor Lynen-Rückkehrstipendium die Rückkehr der geförderten Stipendiaten an Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland. Es dient der Fortsetzung der im Ausland begonnen Forschungskooperation.

Außerdem wird eine Online-Förderdatenbank für Rückkehrer von EURAXESS Deutschland angeboten: Deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die nach einem längeren Forschungsaufenthalt im Ausland nach Deutschland zurückkehren möchten, können dort ihr Fachgebiet und ihren Karrierestatus angeben und erhalten eine Liste der für sie in Frage kommenden Fördermöglichkeiten mit direkten Links und einer kurzen Beschreibung des jeweiligen Programms.

Das Programm "Rückgewinnung deutscher Wissenschaftler aus dem Ausland" des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD) richtet sich an Doktoranden in der Endphase ihrer Promotion und an Postdoktoranden und erfahrene Wissenschaftler im Ausland, die nach einer Mobilitätsphase ihre wissenschaftliche Karriere in Deutschland fortsetzen und in das deutsche Wissenschafts- und Forschungssystem zurückkehren möchten. Weiterhin sollen deutsche Wissenschaftler, die im Ausland promoviert haben, in ihrem Bemühen unterstützt werden, Kontakte und wissenschaftliche Kooperationen mit deutschen Hochschulen einzugehen.

Im Rahmen des Postdoktorandenprogramms zur Förderung deutscher Wissenschaftler zu Forschungsaufenthalten im Ausland haben wir eine Wiedereingliederungsbeihilfe von bis zu sechs Monaten eingeführt, die nach einem mindestens zwölfmonatigen Stipendienaufenthalt bei Rückkehr nach Deutschland in Anspruch genommen werden kann, wenn kein Beschäftigungsverhältnis oder anderweitige Förderung besteht.

Fördermöglichkeiten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wie z. B. das Emmy-Noether-Programm, bieten attraktive Optionen für rückkehrwillige Wissenschaftler an deutsche Universitäten und Forschungseinrichtungen. Darüber hinaus bietet die DFG den von ihr geförderten Stipendiaten im Ausland die Möglichkeit, das Stipendium für die Rückkehr an eine deutsche Einrichtung um ein halbes Jahr zu verlängern.

Über diese Aktivitäten hinaus muss eine vorausschauende Politik dem künftigen Fachkräftemangel bereits jetzt begegnen und zwar erstens durch verstärkte Qualifizierung der hier lebenden Menschen und zweitens durch die Anerkennung von Abschlüssen, die Zuwanderer in ihren Heimatländern erworben haben. Und wo unser eigenes Fachkräfteangebot aufgrund des demographischen Wandels künftig nicht mehr ausreicht - erste Lücken werden ja jetzt schon sichtbar - müssen wir auch über eine klug gesteuerte Zuwanderung nachdenken.

Seien Sie herzlich und mit guten Wünschen gegrüßt.
Ihre Annette Schavan