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Frage von Julian K. •

Frage an Annette Schavan von Julian K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Schavan,

ich bin selbst Studierender und meine Frage bezieht sich auf den sogenannten "Bologna-Gipfel".

Dieser Gipfel wurde von Ihnen über einen langen Zeitraum hinweg angekündigt, es wurden große Erwartungen geweckt. Laut diversen Medienberichten ist das einzige greifbare Ergebnis, dass 2 Milliarden Euro zur "Verbesserung der Lehre" bereitgestellt werden, wobei
a) dies von Ihnen bereits seit Längerem angekündigt wurde, also nichts Neues ist
b) die Hochschulrektorenkonferenz ihren 10%igen Anteil nicht leisten möchte
c) aufgrund der aktuellen Haushaltsdebatten (vgl. z.B. Äußerungen von Roland Koch) doch ernste Zweifel bestehen, ob dieses Geld tatsächlich fließen wird.

Ansonsten wurde nichts vereinbart: Keine Liste mit konkreten Schritten, keine Abschaffung der Anwesenheitspflichten, keine "Reformen" beim Masterzugang, noch nicht einmal eine Benennung der "Blockierer". Man fragt sich, wofür der "intensive Vorbereitungsprozess" (Zitat von Ihnen) gebraucht wurde, wenn sowieso nichts vereinbart wird.

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,695103,00.html
http://www.welt.de/politik/deutschland/article7671779/Studenten-Eklat-bei-Schavans-Uni-Krisenkonferenz.html

Vor diesem Hintergrund meine Frage: Sie warfen den Studenten, die aus Protest den Saal verließen, vor, sie würden die anwesenden Politiker etc. nicht ernst nehmen. Können Sie nachvollziehen, dass sich Studenten aufgrund solcher sogenannter Gipfel selbst nicht ernst genommen fühlen?

Mit freundlichen Grüßen!

Julian Köster-Eiserfunke

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Köster-Eiserfunke,

vielen Dank für Ihre Nachricht vom 18. Mai 2010.

Ich bin ganz und gar nicht Ihrer Meinung, wenn Sie sagen, der Bolognagipfel habe keine Ergebnisse gebracht. Wichtig war es vor allem, alle Akteure an einen Tisch zu bringen, damit wir gemeinsam Bilanz ziehen und uns auf Maßnahmen einigen, um Defizite bei der Umsetzung der Bolognareformen zu beheben. Bund, Länder und Hochschulen haben sich eine Reihe von Maßnahmen vorgenommen, um eine hohe Qualität der Hochschulausbildung zu sichern und die Mobilität der Studierenden zwischen den Hochschulen und auch international voranzutreiben. Dabei kosten nicht alle Maßnahmen Geld, oftmals geht es um mehr Effizienz und bessere Organisation.

Darüber hinaus wird der Bund zwei Milliarden Euro für eine Verbesserung der Lehre an den Hochschulen zur Verfügung stellen. Diese zusätzlichen Mittel stehen nicht nur für mehr Personal - zum Beispiel durch vorgezogene Berufungen, Einstellungen im Mittelbau oder die Förderung von Mentoren- und Tutorenprogrammen - zur Verfügung, sondern auch zur Qualifizierung des Personals für Lehre, Betreuung und Beratung der Studierenden. Ich finde, das ist ein sehr konkretes Ergebnis der Bolognakonferenz. Detaillierte Informationen zu den Ergebnissen der Konferenz sowie die Erklärungen der Akteure finden Sie in den nächsten Tagen auf der Internetseite des Bildungs- und Forschungsministeriums http://www.bmbf.de. Darüber hinaus halte ich es für außerordentlich wichtig, dass wir den begonnenen Dialog fortsetzen werden. Die Bolognakonferenz soll von nun an regelmäßig stattfinden. Wir werden so lange im Gespräch bleiben, bis wir eine Hochschullandschaft haben, die den Anforderungen des 21. Jahrhunderts vollends gerecht wird.

Seien Sie herzlich und mit guten Wünschen gegrüßt.

Ihre Annette Schavan