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Annette Schavan
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Frage von Vincent K. •

Frage an Annette Schavan von Vincent K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Schavan,

In den Medien wird eine von Ihrem Ministerium beauftragte Studie des Hochschulinformations-Systems (HIS) zitiert, die zu dem Schluss kommt, dass Studiengebühren viele Abiturient_innen von der Aufnahme eines Studiums abhalten. Außerdem wird Ihre Aussage relativiert, dass immer mehr Studenten ein Studium beginnen (was laut Studie eher an doppelten Abi-Jahrgängen und starken Geburtsjahrgängen liegt).

Was sagen Sie zu dieser Studie? Warum gibt es kein Einlenken der Politik, die Auswirkungen sind doch nun erneut wissenschaftlich erwiesen?

Ich bin selbst Student und kann nicht sagen, dass sich durch die Studiengebühren viel verbessert hat. Die Leistungen sind in vielen Bereichen unter dem Niveau vor der Zeit der Gebühren. Meine Kommilitonen und ich verstehen Ihre Argumente nicht!

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Artikel zur Studie: http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,665039,00.html

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Kahl,

vielen Dank für Ihre Frage vom 4. Dezember 2009.

Im Rahmen der von Ihnen angesprochenen Studie wurden junge Menschen unter anderem befragt, warum sie kein Studium aufnehmen. Bei den Gründen für den Verzicht auf ein Studium wurden Studiengebühren dabei an fünfter Stelle genannt. Weitaus mehr Befragte gaben an, lieber schnell Geld verdienen zu wollen, mehr Interesse an praktischem Arbeiten zu haben, ein Studium zeitlich für zu aufwändig zu halten oder aber für ihren Wunschberuf kein Studium zu benötigen. Ich möchte an dieser Stelle zunächst noch einmal darauf hinweisen, dass an der Mehrheit der deutschen Hochschulen keine Studiengebühren erhoben werden. Wer in Deutschland studieren möchte, ohne Studiengebühren zu bezahlen, kann das tun.

Gleichzeitig haben gerade in diesem Jahr an den Hochschulen, an denen Studiengebühren erhoben werden, erheblich mehr junge Menschen ein Studium aufgenommen als in den zurückliegenden Jahren. So gibt es in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg hohe Zuwachsraten. Das hängt der von Ihnen genannten Studie zufolge auch mit der Qualität der Lehre an diesen Hochschulen zusammen. Und gerade dafür stellen Bund und Länder in Wahrnehmung ihrer gesamtstaatlichen Verantwortung im Rahmen des Hochschulpaktes seit dem Jahr 2007 enorme finanzielle Mittel zur Verfügung.

Ihre Vermutung, dass die höhere Studienanfängerzahl im laufenden Jahr mit doppelten Abiturjahrgängen zusammenhängt, mag in Teilen richtig sein. Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes für die vergangenen Jahre zeigen aber auch, dass wir uns auf einem kontinuierlichen Wachstumspfad hinsichtlich der Studienanfänger- und Hochschulabsolventenzahlen befinden.

Was die Familien betrifft, die Probleme mit der Finanzierung eines Studiums haben, müssen wir noch besser über bestehende Finanzierungsmöglichkeiten wie Stipendien und Studienkredite informieren. Bislang erhalten nur 15 Prozent der Studierenden BAföG. Das BAföG muss Kindern, die von ihren Eltern nicht unterstützt werden können, ein Studium ermöglichen. Deshalb haben wir es erhöht und den Kreis der Berechtigten erweitert. Eine weitere Erhöhung ist vorgesehen. Hinzu wird ein bundesweites Stipendiensystem kommen.

Hinsichtlich Ihrer Kritik an Ihrem Studium beziehungsweise an Ihrer Hochschule kann ich Ihnen versichern, das die Anhebung des Niveaus der Lehre für mich derzeit im Mittelpunkt steht. Die Hochschulen müssen ihre Strukturen optimieren. Das wird vor allem auch den Studentinnen und Studenten zugute kommen. Dennoch gibt es immer wieder Kritikpunkte der Studierenden, die nicht geklärt werden. Aus diesem Grunde werde ich der Hochschulrektorenkonferenz eine bundesweite Plattform vorschlagen, an die man sich mit konkreten Problemen wenden kann. Auch das ist ein Beitrag zur Verbesserung der Studienbedingungen.

Seien Sie herzlich und mit guten Wünschen gegrüßt.

Ihre Annette Schavan