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Annette Schavan
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Frage von Felix M. •

Frage an Annette Schavan von Felix M. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Guten Tag Frau Dr. Schavan,

mit Bedauern habe ich ihre Kritik an den bundesweiten Bildungsstreiks zur Kenntnis genommen. Ich denke jeder Politiker sollte sich darüber freuen, dass junge Menschen ihr Recht auf demokratischer Beteiligung wahrnehmen, während man auf der anderen Seite Politikverdrossenheit fürchtet. Insbesondere wenn dies mit dem Ziel einer Verbesserung der Bildung in Deutschland geschieht.
Dass Bologna an sich "alternativlos" ist, verstehe ich. Eine europaweite Vergleichbarkeit von Studienabschlüssen und eine Erleichterung von Auslandsstudien und Übertragbarkeit von Studienleistungen ist ein erstrebenswertes Ziel. Allerdings beziehen sich die Proteste vor allem auf die Umsetzung des Bologna-Prozesses. Dadurch verkommt die Bildung an Universitäten zu einer reinen Berufsausbildung, orientiert an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes. Mehr und mehr Studenten das Gefühl, sich in einer Ausbildung zu befinden, in dem es nur um Auswendiglernen und Noten geht. Kritisches, eigenständiges Denken und selbstständiges erarbeiten von Erkenntnissen haben nach meinen Erfahrungen - und denen vieler Kommilitonen - keinen Wert mehr, sind sogar häufig unerwünscht. Dabei verlangt vor allem eine Demokratie nach einer kritischen, aufgeklärten und informierten Gesellschaft. Deren Entstehen wir allerdings durch die beschriebenen Entwicklungen massiv behindert. Sie nutzen lediglich den Interessen der Wirtschaft, die nach spezialisierter Ausbildung und erzwungener Quantifizierbarkeit der Leistungen zwecks Vergleichbarkeit verlangt. Bildung darf aber kein Instrument der Wirtschaft sein, sondern ist ein öffentliches Gut, dessen Angebot durch die Nachfrage der Bürger - nicht der Wirtschaft - bestimmt werden sollte. Sonst entstehen nur folgsame Angestellte, aber niemals "Dichter und Denker".
Mich interessiert deshalb, ob sie dieses Problem auch sehen, wenn ja, was sie gedenken dagegen zu unternehmen und wenn nein, warum nicht.

Mit freundlichen Grüßen,
Felix Mungenast

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Mungenast,

vielen Dank für Ihre Ausführungen sowie für Ihre Fragen.

Gerade habe mich dazu in der Frankfurter Allgmeinen Zeitung vom 19. Juni 2009 ausführlich geäußert. Sie finden das Interview auf meiner Homepage http://www.annette-schavan.de.

Seien Sie herzlich und mit guten Wünschen gegrüßt.

Ihre Annette Schavan