Frage an Annette Groth von Kai M. bezüglich Tourismus
Sehr geehrte Frau Groth.
Nach Ihrer ausführlichen Antwort zu Menschenrechtsverletzungen und Tourismus, für die ich mich bedanke, würde mich noch interessieren, wie die Fraktion DIE LINKE Tourismuspolitik als ganzes sieht. Hier vor allem im Hinblick auf arme Menschen und auf die Arbeitsbedingungen im Tourismussektor. Welche Position hat ihre Partei dazu?
Sehr geehrter Herr Müller,
vielen Dank für Ihre Frage.
das „Informationszentrum Dritte Welt“ (IZ3W) weist völlig zu recht darauf hin, das „ganz gleich ob als Party-, Bildungs- und Kulturtourismus oder mit dem gut gemeinten - aber nur selten gut gemachten - Anspruch der „Nachhaltigkeit“ versehen: Das Reisen hinterlässt in den bereisten Ländern und bei den „bereisten“ Menschen Spuren.“ Ich sehe meine Aufgabe als menschenrechtspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE darin, auf diese „Spuren“ aufmerksam zu machen und mich dafür einzusetzen, dass die Auswirkungen des Tourismus möglichst keine negativen Folgen für die Betroffenen in den Zielregionen haben.
Die Fraktion DIE LINKE hat in der laufenden Legislaturperiode eine Reihe von Anträgen vorgelegt, die sich grundsätzlich mit Tourismus beschäftigen:
*Antrag Fraktion DIE LINKE: „Reisen für alle - Für einen sozialen Tourismus“ (Drucksache **17/**11588)***
In dem Antrag fordert DIE LINKE, das Tourismus und Reisen nicht nur für den Teil der Bevölkerung zur Verfügung stehen darf, die dafür finanzielle Mittel haben, sondern alle Menschen dieses Recht haben müssen. Tourismus ist für viele Menschen ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Menschen haben das Bedürfnisse sich im Urlaub zu Erholung und mit Bildungsangeboten, Freizeitangeboten, Sportangeboten oder einfach mit Relaxen neue Kraft zu tanken
In dem Antrag zeigen wir weiter auf, dass „ein großer Teil der Bevölkerung nicht in den Urlaub fahren (kann). Nach der 28. Deutschen Tourismusanalyse der Stiftung für Zukunftsfragen lag die Reiseintensität, also der Anteil der Bevölkerung ab 14 Jahren, welcher mindestens eine Urlaubsreise mit einer Dauer von wenigstens fünf Tagen unternommen hat (laut Definition der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e. V.), im Jahr 2011 bei 53 Prozent. Bereits im Jahr 2010 konnte sich nur noch jeder Fünfte der Geringverdienenden eine Urlaubsreise leisten. Nur gut jede zweite Familie verreiste im Jahr 2010 für mindestens fünf Tage. Seit dem Jahr 1990 ist das ein Rückgang von 11 Prozent. In sechs von 16 Bundesländern wurden in den letzten Jahren die finanziellen Mittel zur Förderung der Familienerholung völlig gestrichen. Im Jahr 2009 waren Urlaubsreisen für mehr als ein Fünftel (22 Prozent) der Haushalte, in denen Kinder unter 16 Jahren lebten, finanziell unerschwinglich.“
Deshalb fordert die Fraktion DIE LINKE in ihrem Antrag:
·die Bereitstellung von Mitteln für die stärkere Finanzierung von Projekten des sozialen Tourismus;
·die Initiierung und Förderung genossenschaftlich organisierter Formen des Sozialtourismus
·die Festlegungen zu Finanzierung und jährlich obligatorischen Durchführung von Klassenfahrten für alle Schülerinnen und Schüler;
·eine verstärkte finanzielle Förderung des Familienurlaubs sowie von Reisen Alleinerziehender mit Kindern in Deutschland und in Länder.
*Antrag Fraktion DIE LINKE: „**Sozial und regional - Tourismus in ländlichen Räumen stärken“ Drucksache (**17/**11373)***
In dem Antrag zeigt die Fraktion DIE LINKE die Bedeutung des Tourismus für strukturschwache ländliche Gebiete gerade in Deutschland und der EU auf. Sie zeigt, dass sich der sogenannte „Landtourismus zu einem wichtigen Standbein regionaler Wirtschaft entwickelt“ hat. Weiter fordert DIE LINKE, dass durch eine Absicherung der Arbeitsbedingungen und die Förderung von familienorientierten Angeboten, ökologischen Angeboten und einer nachhaltigen Entwicklung der Infrastruktur die Belange der ländlichen Regionen gesichert werden müssen.
Sehr geehrter Herr Müller,
zu den menschenrechtlichen Forderung der Fraktion DIE LINKE im Tourismussektor möchte ich nicht noch einmal eingehen, da ich dies in ihrer letzten Frage bereits beantwortet habe.
Trotzdem möchte ich am Beispiel der Ferieninsel Bali noch einmal die Folgen eines nicht nachhaltigen Tourismus aufzeigen. Der InformationsdienstTourismWatch zeigt am Beispiel Bali auf, dass aufgrund des steigenden Wasserbedarfs der Ferienanlagen, die Wasserreserven jahrzehntelang übernutzt wurden. Obwohl Menschenrechtsgruppen seit vielen Jahren auf die negativen Folgen für die Bevölkerung auf Bali hinweist und Menschen durch diesen massiven Verbrauch von Wasser durch die Ferienanlagen ihr Recht auf sauberes Wasser vorenthalten wird, unternehmen die internationalen Tourismusanbieter praktisch nichts, um das Problem in den Griff zu bekommen. Auf Bali führen diese Wasserkonflikte immer mehr zu sozialen Verwerfungen und Umweltproblemen.
Gegen eine solche Politik wollen wir LINKEN angehen um die Interessen der betroffenen Menschen real zu schützen.
Mit freundlichen Grüßen
Annette Groth