Frage an Annette Groth von Hans M. bezüglich Umwelt
In Baden-Württemberg und der Bodenseeregion gibt es sehr intensive Diskussionen über den Ausbau der Windkraft. Wie stehen sie zur Forderung der Erneuerbaren-Energie-Unternehmen mehr Windkraftstandorte auszuweiten?
Sehr geehrter Herr Marquart,
vielen Dank für Ihre Frage.
Wir stehen vor der grundsätzlichen Entscheidung, ob wir eine grundsätzliche Energiewende voranbringen, oder weiterhin in den nächsten Jahrzehnten auf die unverantwortliche Atomkraft und die klimazerstörende Kohlekraft setzen wollen. In den nächsten Jahren wird politisch entschieden, ob wir eine dezentrale Energieerzeugungsstruktur voranbringen, oder weiterhin auf zentralistische Großkraftwerke setzen werden. Ich setze mich für einen schnellstmöglichen Ausstieg aus der Atomenergie und der Verfeuerung der klimaschädlichen Kohle ein und möchte eine dezentrale Energieerzeugungsstruktur mit Bürgerkraftwerken fördern. Deshalb bin ich ausdrücklich für den Ausbau einer dezentral organisierten Windkraftstrategie in Deutschland.
Natürlich sehe ich dabei auch, das der Ausbau der Windkraft bei einigen Menschen nicht populär ist. Neben Wasserkraft und Solarenergie ist die Windkraft jedoch die billigste und ökologischste Energieform. In Friedrichshagen haben wir mit ZF den weltweit drittgrößten Hersteller von Windkraftgetrieben mit Investitionen von 600 Millionen Euro.
Gelingt es uns nicht, eine dezentrale Energieversorgungsstruktur mit Windkraftanlagen und Solaranlagen durchzusetzen, werden in den nächsten 10 Jahren mehr als 3 000 km Hochspannungsleitungen alleine in Deutschland gebaut, um die zentralistische Energieerzeugung möglich zu machen. Diesen Weg halte ich für den schlechteren, weshalb ich Standorte für dezentrale Windkraftanlagen ausdrücklich sichern und ausbauen möchte.
Ausdrücklich kann ich die Position des BUND unterstützen, der in seinem Positionspapier „Für einen natur- und umweltverträglichen Ausbau der Windenergie“ feststellt: „Strom aus Windenergie hat die geringsten Erzeugungskosten und die kürzeste energetische Amortisation. Windenergie ist dezentral erzeugte Energie. Werden die Anlagen durch regionale Akteure betrieben, bleibt die Wertschöpfung in der Region und im Land und trägt so zur Erfüllung wirtschaftlicher wie sozialer Ziele bei.
Auch die Forderungen der NaturFreunde in ihrem Positionspapier „Energiewende und Naturschutz“, dass bei neuen Windenergieanlagen eine „Bürgerbeteiligung zur Steigerung der Akzeptanz“ und „von Anfang an die Einbindung der Anwohner vor Ort in die Planungen“ sichergestellt werden muss, kann ich unterstützen.
Falls ich wieder gewählt würde, würde ich mich mit den verschiedenen Initiativen, die gegen die Windkraft sind, zusammensetzen und überlegen, welche Kompromisse möglich sind und welche Standorte in Frage kämen.
Mit freundlichen Grüßen
Annette Groth