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Frage von Kai M. •

Frage an Annette Groth von Kai M. bezüglich Tourismus

Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit den Auswirkungen des Tourismus auf die Zielländer. Zunehmend wird hier über auswirkungen des Kreuzfahrttourismus diskutiert.

Hat die Fraktion DIE LINKE eine Position zu den negativen Auswirkungen des zunehmenden Kreuzfahrttourismus?

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Müller,

vielen Dank für Ihre Frage.

Der Kreuzfahrttourismus hat in den letzten Jahren besonders hohe Steigerungsraten erzielt. Jedes Jahr werden über dreizehn Millionen Passagiere auf den verschiedenen Kreuzfahrtschiffen der Welt befördert. Die Ziele werden immer exotischer und die Routen zum Teil immer gewagter. Gerade die aktuellen Diskussionen über „Costa Concordia“, die auf Grund lief, zeigen, dass der gefährliche Run auf immer schönere Fotomotive gefährlich ist. Die Reedereien versuchen mit spektakulären Angeboten für die Reisenden im Kampf um die Touristinnen und Touristen zu punkten. Die Gefahr von Unfällen nimmt dadurch aber immer mehr zu.

Der Kreuzfahrttourismus hat gerade auch für die Umwelt viele negative Auswirkungen. Ein durchschnittliches Kreuzfahrtschiff verbraucht pro Woche über sieben Millionen Liter Brauchwasser, produziert 800.000 Liter Abwasser, erzeugt 50 Tonnen Abfall und produziert 130.000 Liter ölhaltiges Wasser. Ein Kreuzfahrtschiff für 2500 bis 3000 Passagiere verbraucht etwa gleich viel giftige Schadstoffe wie fünf Millionen Autos, die die gleiche Entfernung zurücklegen.

Der heutige Kreuzfahrttourismus weist viele soziale und ökologische Probleme auf. Häufig sind die Arbeitsbedingungen für die Crew dramatisch. Viele der auf den Schiffen Arbeitenden kommen aus Niedriglohnländer. Die auf den Schiffen Arbeitenden müssen häufig sieben Tage die Woche und 16 Stunden am Tag für die Reisenden zur Verfügung stehen. Die Entlohnung ist dabei häufig äußerst gering.

Die Fraktion DIE LINKE möchte, dass die Menschen bei ihrem verdienten Urlaub auf Angebote zurückgreifen können, welche die Umwelt nicht zerstören und zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Deshalb setzt sich die Fraktion DIE LINKE dafür ein, dass auf Kreuzfahrtschiffen die Verbrennung von Schweröl verboten wird. Gleichzeitig fordern wir die Festlegung von international gültigen ökologischen und sozialen Mindestbedingungen. Durch eine internationale Konvention muss ein Verbot der Verklappung von ungereinigten Abwasser durch Kreuzfahrtschiffe durchgesetzt werden und in allen Zielhäfen die Schaffung von Abwasserbeseitigungsanlagen vorgeschrieben werden.

Als menschenrechtspolitische Sprecherin beschäftige ich mich seit langem mit den vorhandenen negativen Auswirkungen des Kreuzfahrttourismus und versuche bei intensiven Gesprächen mit Betroffenen, Gewerkschaften und Umweltverbänden zu einer Verbesserung der Situation beizutragen.

Mit freundlichen Grüßen

Annette Groth