Was wären für Sie als Expertin für Migration und Flüchtlinge konkrete Schritte nach wiederholten Messerattacken mit tödlichem Ausgang, auf dass wir alle sicherer zusammenleben könnten?
Zunächst möchte ich anmerken, dass Messerattacken kein migrationsspezifisches Thema sind. Derlei Gewalttaten finden besonders häufig in Partnerschaften statt, zudem sind oft Menschen mit psychischen Erkrankungen oder auch Suchterkrankungen betroffen. Daher ist es wichtig, eine gesamtgesellschaftliche Debatte ohne Verkürzung auf eine bestimmte Herkunft zu führen. Um eine Veränderung der Ursachen für die Messerattacken zu bewirken, fordern meine Fraktion und ich unter anderem folgendes:
effektives Vorgehen gegen Rechtsextremismus, Islamismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit im Allgemeinen, u.a. durch aufsuchende, gezielte Bildungsarbeit und Gewaltprävention
Ausbau des Gesundheitssystems vor allem für Menschen in Armut
Ausbau von Schutzräumen und anderen Unterstützungsangeboten für Betroffene von häuslicher Gewalt
Ausbau der Clearing-Stelle, um Substitution und psychosoziale Angebote (auch für Menschen ohne Krankenversicherung) zu ermöglichen und somit Menschen in psychischen Ausnahmezuständen zu stabilisieren
Integration von Geflüchteten, z.B. durch eine dezentrale Unterbringung abseits von Massenunterkünften, eine unkomplizierte Arbeitserlaubnis und das zeitnahe Angebot qualifizierter Deutschkurse, sowie psychologische Betreuung
mehr öffentliche Investitionen und Bekämpfung von prekären und atypischen Beschäftigungsverhältnissen, um allen hier Lebenden gleiche Beteiligungschancen zu bieten